1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Inseln der Westküste.
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aus der Erde hervordringen. Der schroffste Theil des Berges
blieb uns nun noch zu besteigen übrig, der Zuckerhut, welcher
den höchsten Gipfel bildet. Der Abhang desselben ist mit vulca-
nischer Asche und Bruchstücken von Bimsstein bedeckt, und so
steil, daß es fast unmöglich wäre, die Spitze zu erreichen, wenn
man nicht einem alten Lavastrom folgte, der einst aus dem Kra-
ter geflossen zu seyn scheint. Seine Trümmer bilden eine Mauer
von verschlackten Felsen, welche sich mitten durch die bewegliche
Asche erstreckt. Wir brauchten fast eine halbe Stunde, um den
Gipfel zu erreichen. Als wir auf der Spitze ankamen, waren
wir erstaunt, daselbst kaum so viel Platz zu finden, um bequem
sitzen zu können. Wir wurden durch eine kleine kreisförmige
Mauer von Lava aufgehalten, die uns den Anblick des Kraters
entzog. Der Westwind wehte mit solcher Heftigkeit, daß wir
Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Es war 8 Uhr
Morgens, und wir waren erstarrt vor Kälte. Jene Lavamauer
hat auf der einen Seite eine Oeffnung, durch die wir an den
Boden des Trichters hinabstiegen," der etwa die Tiefe eines ge-
wöhnlichen Stadtthurms hat. „Die äußern Ränder des Kraters
sind beinahe senkrecht. Wir stiegen hinab auf einem Strich zer-
brochener Laven. Die Wärme war nur an einigen Spalten be-
merkbar, aus denen sich Wasserdünste mit Brausen entwickelten.
Das Innere dieses Trichters verkündet einen Vulkan, der seit
Jahrtausenden nur durch seine Seiten Feuer ausgeworfen hat.
Das Majestätische dieser Gegend beruht auf der Erhöhung über
die Oberfläche des Oceans, auf der tiefen Einsamkeit dieser ho-
hen Gegenden, und auf der unermeßlichen Weite, welche das
Auge von der Spitze des Berges umfaßt. Die Reise auf die
Spitze dieses Vulcans ist höchst interessant durch die malerischen
Schönheiten, die sich denen darbieten- welche die Majestät der
Natur lebhaft empfinden. Die Erfahrung hat die Reisenden be-
lehrt, daß die Spitzen sehr hoher Berge selten eine so schöne
Aussicht darbieten, wie die Bergspitzen, deren Höhe die des
Vesuvs, des Rigi, und des Puy de Dome nicht übersteigt. Ko-
lossale Berge, wie der Monte Rosa, haben eine so bedeutende
Masse, daß die Ebenen nur in einer großen Entfernung gesehen
werden, und daß ein bläulicher Duft gleichförmig über die Land-
schaft verbreitet ist. Der Pik von Teneriffa vereinigt durch eine
schlanke Gestalt die Vortheile, welche weniger hohe Bergspitzen
haben, mit denen, welche von einer sehr großen Höhe entsprin-
gen. Nicht nur entdeckt man von seinem Gipfel einen ungeheu-
ren Horizont vom Meer, sondern man sieht auch die Wälder von
Teneriffa und den bewohnten Theil der Küsten in der Nähe.
Man könnte sagen, der Vulcan erdrückte mit seiner Masse die
kleine Insel, welche ihm zur Grundlage dient; er schwingt sich
Nösselts Geographie. 2te Ausl. Hi. 20