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1. Theil 3 - S. 327

1834 - Königsberg : Bornträger
Nord-Amerika. 327 je darüber zu klagen, daß der Gast bewirthet werden müßte. Ein Hauptzug im Charakter der Indianer ist Ruhe des Gemüths und Kaltblütigkeit; sie wissen die Gemüthsbewegungen ganz zu verbergen, nur nicht den Haß gegen ihre Feinde. Kehrt der Indianer vielleicht nach monatlicher Abwesenheit in seine Hütte zurück, so zeigt er sich gegen Frau und Kinder ganz gleichgültig. Erst wird in aller Ruhe die Pfeife geraucht, und nichts gespro- chen, selbst wenn in der Zeit wichtige Dinge vorgefallen sind, ein Vater, ein Bruder oder Sohn gestorben ist. Erst nachher wird erzählt. Hat ein Indianer auf der Jagd lange Zeit Hun- ger gelitten, und kommt endlich zu der Hütte eines Andern, so läßt er seinen Hunger nicht im geringsten merken, sondern setzt sich ruhig hin und raucht, als wenn er kein Bedürfniß fühlte. Er glaubt, man würde sonst seine Standhaftigkeit in Zweifel zie- hen, und ihn zu den alten Weibern rechnen. Sagt man ihm, daß seine Kinder im Kampfe gegen die Feinde sich besonders aus- gezeichnet hätten, so scheint er das gleichgültig anzuhören, und sagt etwa bloß: „Es ist gut!" Sagt man ihm, daß seine Kin- der erschlagen oder gefangen genommen worden sind, so klagt er nicht, sondern sagt: „Es thut nichts," und erst nach einiger Zeit fragt er, wie beiläufig, wie das zugegangen sey? Das ist kein Mangel an Gefühl, sondern Beherrschung desselben. Eine Indianerin verlor ihr vierjähriges Kind, und war darüber ganz trostlos. Als aber bald darauf auch ihr Mann starb, beruhigte sie sich sogleich; denn nun wisse sie doch, sagte sie, daß ihr ar- mes Kind in der Geisterwelt keinen Mangel leiden werde, da sein liebender Vater bei ihm wäre, und für seine Bedürfnisse sorgen würde. Die Eingewanderten sind theils Europäer, theils Ne- ger. Unter den Europäern leben hier besonders: Britten, Deutsche, Schweizer, Niederländer. Franzosen, Spa- nier, Russen und Dänen, die aber größtentheils Kinder oder Nachkommen von Eingewanderten, und also schon in Amerika geboren sind, aber ganz die Sprache und die Sitten ihres Va- terlandes, Europa's, beibehalten haben. Die Sklaverei ist in den englischen Besitzungen und im nordamerikanischen Freistaate zwar aufgehoben, aber in den Gegenden, wo man Plantagenbau treibt, wird sie noch geduldet. Viele Neger und Mulatten leben auch als Freie.
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