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1. Theil 3 - S. 462

1834 - Königsberg : Bornträger
Westindirn 462 schwelgerisch lebten, die Sklaven mit großer Härte behandelten, und sich vor Stolz gegen die Neger und Mulatten nicht zu lassen wußten. Am ärgsten mar dieser Unfug im französischen Antheile. Da machten wahrend der französischen Revolution die damaligen Machthaber in Paris die sogenannten Menschen- rechte bekannt, nach welchen keine Sclaverei mehr statt finden, und Alle einander gleich sein sollten. Schnell erhoben sich 1792 die Mulalten auf Hayti, und verlangten gleiche Rechte mit den Weißen, und da diese aus Stolz und Eigennutz dies verweiger- ten, so machten die Mulatten mit den Negern gemeinschaftliche Sache, griffen zu den Waffen, empörten sich, und sielen über die Weißen her. Eine gegen eine Heerde losgelassene Rotte von Tigern kann nicht so wüthen wie die Negersklaven, nachdem sie ihre Ketten zerbrochen hatten, gegen ihre bisherigen Zwinger. Sie rödteten die, welche in ihre Hände sielen, mit den ausge- suchtesten Martern, und diejenigen waren die glücklichsten, denen es gelang, mit Zurücklassung alles des Ihrigen aus der Insel zu entfliehen. (Ueber die weitern Ereignisse beziehen wir uns auf das, was wir im 3ten Theile unserer Weltgeschichte für Töchterschulen, 4fe Aufl., S. 409, gesagt haben). Auch der spanische Antheil kam in den Besitz der Neger und Mulatten, und so ist die Insel jetzt eine unabhängige Republik, an deren Spitze der Mulatte Boy er als Präsident steht. Der Weißen giebt es jetzt nur wenige auf der Insel; es sind nur solche, welche sich wahrend der jetzigen Regierung des Handels wegen da niedergelassen haben. Alle übrigen Einwohner sind Mulat- ten und Neger. Jene werden im Ganzen als vornehmer betrach- tet, und bekleiden die Aemter. Alle Sklaverei ist abgeschafft; alle Einwohner sind vor dem Gesetze gleich, und es gellen nur die Unterschiede der Stände wie in Europa. Eine zweite sonderbare Erscheinung ist, daß diese ehemaligen Afrikaner eine französische Bildung haben, und eine Lebensart führen, die mit der französischen ziemlich übereinkommt. Diesel- den Menschen, die sonst nackt' einhergingen, und unter den Peit- schenhieben ihrer Aufseher arbeiten mußten, find jetzt theils Acker- bauer, theils Handwerker, theils Staatsbeamte, und kleiden sich wie die Franzosen. Denn von ihren ehemaligen Herren haben sie die Sprache, die Religion und die Sitten angenommen. Eine besondere Vorliebe haben sie für weiße Zeuge, und es sieht son- derbar genug aus, wenn aus einem weißen Musselin- oder At- laskleide der schwarze Hals und Kopf einer haitischen Dame her- vorsehen. Viele sind recht wohlhabend, ja reich geworden, und treiben einen großen Luxus. Es giebt Leute, die ein großes Haus machen, und deren Frauen 100 ostindische Shawls und 30- 40 feine Kleider besitzen, und da viele europäische Schiffe
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