1829 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Selten haben die Quellen gleiche Warme und Kalte
mit der Luft. Einige sind sehr kalt; andere dagegen sind lau,
noch andere warm, und wieder andere siedend heiß. Die
letztere Erscheinung hat man sonst von einem unterirdischen
Feuer hergeleitet. Aber wäre dies, so würde das Waffer
nicht immer dieselbe Hitze haben, weil das Feuer doch nicht
immer gleich stark brennen könnte; auch würde der Brenn-
stoff doch endlich einmal verzehrt werden; wenigstens würde
das Feuer nicht immer auf demselben Flecke bleiben, sondern
weiter brennen; die eine Quelle müßte also erkalten, und an-
dere müßten erhitzt werden. Und endlich gehört zum Bren-
nen Luft; woher sollte aber in diese unterirdischen Klüfte Luft
kommen? Man hat ja Quellen, z. B. in Carlsbad in Böh-
men, in Aachen, die seit Menschcngcdcnken denselben Grad
von Hitze haben. Vermuthlich lauft das Wasser über mäch-
tige Lagen von Schwefelkies. Dieser wird dadurch erhitzt,
und giebt dem Waffer wieder seine Hitze. Das wird um
so wahrscheinlicher, da alle diese Quellen viele Schweseltheile
enthalten.
Das Wasser der Quellen ist, so klar es auch gewöhn-
lich scheint, nie frei von beigemischten Theilen. Indem es
über oder durch mancherlei Stcinarten stießt, löst cs Theit-
chcn davon ab. Fast alle enthalten mehr oder weniger Kalk-
theile. Jede Hauswirthin weiß, daß sich in den Theekesseln
und Kochtöpfen nach und nach etwas Kalk an den Boden
und den Rand ansetzt. Manche Quellen sind daran so reich,
daß sie alle Gegenstände, die man in sie legt, nu't einer
Kalkrinde überziehen. Das geschieht namentlich bei dem karls-
bader Waffer. Der berühmte Wasserfall des Tevcrone bei
Nom bildet einen ganz feinen Wasserstaub, der so viel Kalk-
stein absetzt, daß Basreliefs, die man in die Nähe des Falls
legt, in kurzer Zeit mir einer Kalkkruste überzogen sind; auf
diese Art erhält man die getreusten und zierlichsten Abdrücke.
Die meisten mineralischen Theile enthalten unsre sogenannten
Sauerbrunnen oder Mineralwasser, die man in allen Ländern,
in manchen in großer Menge findet. Die meisten derselben
können durch Kunst genau nachgebildet werden, und es giebt
bereits in Berlin und Dresden solche Brunncnanstalten, wo