1867 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Thiere als in Afrika, auf dem Westabhange der Anden andre als auf dem öst-
lichen, das Rothe Meer hat eine von der des Mittelmeers ganz abweichende
Thierwelt; — 2) in vertikaler Richtung (Thierregionen).
Viele Thiere verändern die Grenzen ihrer Verbreitungsbezirke durch jährliche
Wanderungen, die sie unternehmen, um dem Wechsel der Temperatur zu entfliehen
und ihrer Nahrung nachzugehn; am meisten thnn dies die Vögel (daher Stand-
und Zugvögel), aber auch manche Vierfüßler, z. B. der Lemming; das Renthier
wandert im Sommer gegen bl, um den Bremsen zu entgehen, die Affen in Hinter-
indien wandern im Sommer bergaufwärts. Einige Thiere haben sich durch Wan-
derungen über weite Räume verbreitet, so die Ratte im Mittelalter ans 0 über
Europa. Am wenigsten verändern die Amphibien ihren Verbreitungsbezirk.
Großen Einfluß hat der Mensch auf die Verbreitung der thiere ausgeübt;
einige Thiere^ siiw von selbst der menschlichen Kultur gefolgt, z. B. der Sperling,
die Ratte, die L>tubenfliege; die Biene begleitet in Nordamerika das Vordringen
des Anbaues. Die Hansthiere hat der Mensch ihres Nutzens wegen verbreitet, so
weit sie überhaupt zu leben im Stande sind, dagegen hat er auch viele andre auf
engere Grenzen beschränkt oder ganz ausgerottet; mit der Verminderung der Wälder
schwindet auch die Zahl ihrer Bewohner; noch in.historischer Zeit untergegangen
sind der Dudu auf den Mascarenen seit 1700 und der Riesenvogel Moa (Dinoris)
auf Neuseeland.
. §. 206. Fauna.
Jeder Erdraum Hai feine Fauna, d. h. feine besondere, eigenthnmlich
charakterisirte Thierwelt. Insofern jedoch die Thiere weder an den Boden ge-
fesselt sind noch so massenhaft Vorkommen wie die Pflanzen, so trägt die Fauna
zur Physiognomie einer Gegend in geringerem Grade bei als die Flora.
§. 207. Charakteristik der Thierwelt nach den Zonen.
1) Im Allgemeinen nimmt die Fülle des animalischen Lebens von den Polen
nach dem Äquator zu, warum? In der Nähe der Pole gibt es nur wenige pflanzen-
fressende, namentlich größere Säugethiere, und ebendeshalb auch nur wenige Naub-
thiere, am Äquator eine zahllose Menge von Säugethieren; in noch stärkerem
Verhältnisse wächst die Zahl der Vögel, Amphibien und Insekten. Im Oceane
dagegen werden die Thiere, wenigstens die Individuen, nach den Polen hin zahl-
reicher.
2) Der Formenreichthum und die Manuichfaltigkeit der Thiere wächst gegen
den Äquator hin. In Grönland leben, einschließlich der oceanischen, 32 Arten
Säugethiere, in Schweden 52, in Dänemark 57; in Grönland 52 Arten Vögel,
in Dänemark 131. Nach Berghaus verhält sich die Zahl der bekannten eigenthümlichen
Säugethierarten Europas zu der Afrikas wie 1 : 3,2, die Nordasiens zu der Südasiens
wie 1 : 2,52. In Nordeuropa, bis au die Nordküste Frankreichs und Deutschlands
leben 8, in Mitteleuropa südlich bis an die Pyrenäen, Alpen und Donaumündung
35, in Südeuropa 57 Arten Amphibien. — Im Oceane nehmen die vollkommneren
Thiere nach den Polen hin zu.
3) Die Größe der Landthiere nimmt nach dem Äquator hin zu, in der heißen
Zone leben demnach die größten Individuen aller Klassen.
4) In gleichem Verhältnisse wachsen die Stärke, Wildheit und Gefährlichkeit, und
5) die Schönheit der Farben und die Lebhaftigkeit des Glanzes auf der Körper-
bedeckuug der Thiere: je weiter vom Äquator, desto mehr verliert sich namentlich
bei den Insekten die Pracht und Manuichfaltigkeit der Farben.
6) Die Körperbedeckung der Thiere modisicirt sich nach den Zonen; die Säuge-
thiere der kalten Zone tragen Pelz, in der heißen Zone sind manche (Nashorn,
Elefant) fast unbehaart, die Wolle des Schafes verwandelt sich innerhalb der
Wendekr. in Haare, ebenso trägt der Fuchs, der in warmen Ländern nur haarig
ist, in kalten Pelz. Auch die Vögel haben in kalten Gegenden ein wärmeres Gefieder,
z. B. die Eidergans.