1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde
Iz6 Afrika.
mit Eifer zugethan, und höchst unduldsam gegen Ungläubige. Ein
Christ, der einer Araberhvrde in die Hände fallt, ist ohne Gnade verlor
ren. Die dritte Hauptklasse der E. der Bcrberei sind die Türken, zwar
der Zahl nach sehr beschrankt, aber, ausgenommen in Marokko, die
Beherrscher des ganzen Landes, größtenteils in öffentlichen Aemtrrn
und Soldaten, mit großen Vorrechten und übermüthig gegen die ülri-
gen E. Juden finden sich in großer Menge, aber sie leben unter dem
härtesten Drucke und in größter Verachtung; sie müssen sich jede Miß-
handlung gefallen lassen, dürfen in einigen Gegenden nur schwarz ge-
kleidet sein, nur kurze Kleider tragen, und müssen vor dem Hause des
Kadi (Stadtrichter) und Naid (Gouverneur in der Stadt), oder vor ei-
ner Moskee die Pantoffeln ausziehen; ja in Fez dürfen sie gar keine
Pantoffeln tragen. Sie beschäftigen sich mit Handlung und Handwer-
ken, und obgleich sie schlechter als der elendeste Europäische Handwerker
arbeiten, so sind sie doch die vorzüglichsten Künstler des Landes, am
meisten Goldschmiede. Ackerbau dürfen sie gar nicht treiben. Thorsten
leben in den Handelsstädten, jedoch uur wenige; ehemals in großer An-
zahl als Sklaven. Europäische Handwerker, Aerzte oder Künstler wer-
den sehr geschätzt; in den Handelsstädten sind auch Europäische Cónsul-
und Kaufleute. Man theilt die Bcrberei in die vier Reiche Marokko
und Fez (Fess), Algier (Aldschier), Tunis und Tripolis. Bekannt
sind sie auch zusammen unter der Benennung der Raubstaaten, weil
schon seit mehren Jahrhunderten die Fürsten sowohl, als die Untertha-
nen dieser Länder sich angelegen sein ließen Kaperschiffe (Raubschiffe)
auszurüsten und auf dem Meere die Schiffe aller Christlichen Nationen
ohne Unterschied zu kapern (wegzunehmen), die Waaren zu verkaufen
und die Mannschaft vom Capitaln bis zum Schiffsjungen herab als
Sklaven zu betrachten und ebenfalls zu verhandeln. Sie machten sich
durch ihre Kühnheit so furchtbar, daß fast alle Europäischen Staaten
ihnen jährlich bedeutende Summen gaben, damit nur die Handelsschiffe
auf dem Meere Ruhe haben mögten; vorzüglich waren die Länder am
Mittelländischen Meere ihren Räubereien ausgesetzt, denn sie landeten
selbst bisweilen, plünderten und schleppten Menschen und Vieh weg.
In neuern Zeiten ist dieses Unwesen etwas beschränkt. Die Engländer
beschossen die Stadt Algier im Jahre 1816 und zwangen den Fürsten
nicht allein, alle Christensklaven sogleich in Freiheit zu setzen, sondern
auch zu versprechen, in Zukunft ihre Räubereien einzustellen und nur in
Kriegszeiten Schiffe zu nehmen, die Menschen aber nicht zu Sklaven zu
machen, sondern als Kriegsgefangene gegen ein bestimmtes Lösegeld
auszuliefern; auch Tunis und Tripolis traten diesem Vertrage bei. Den-
noch werden noch oft unter diesem oder jenem Vorwände von ihnen
Europäische Schiffe angegriffen und die schwächeren Europ. Staaten ge-
den ihnen, um Ruhe zu haben, jährlich Geschenke. — §.^9- A. Ma-
rokko, zwischen dem Atlantischen und Mittelländischen Meere, Algier