1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde
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t
Afrika.
^eder, wolle und wachs. Merkwürdig ist die Verfassung diefes £sln;
des. Schon vor 5oo Jahren trieben die E. dieser Nordküste das schänd-
liche Handwerk der Sceräuberei, führten dabei unter sich blutige Kriege,
und hatten vorzüglich gegen die Spanier, die sich das Land zu unter-
werfen suchten, zu kämpfen. Einer der damaligen Anführer der See-
räuber rief in der Noth den Türkischen Sultan um Beistand an. Die-
sen erhielt er, mußte sich aber dem Sultan unterwerfen; so wurden Al-
gier, Tunis und Tripvli Türkische Provinzen. Der Anführer selbst
erhielt in Algier den Titel eines Pascha, seine Macht wurde aber durch
den Divan (Staatsrath) eingeschränkt. Späterhin maaßte sich der Divan,
der einzig und allein aus Officieren der Türkischen Soldaten besteht, sogar
Las Recht an, sich selbst ein Oberhaupt zu wählen, und dieses führt den
Titel Dei. So besteht diese Verfassung noch jetzt, und die Türken sind
daher die eigentlichen Beherrscher des Landes, da kein Maur oder Ber-
der in den Divan kommen, ja nicht einmal bürgerliche Aemter bekleiden
kann. Der Dei wird vom Divan ein- und abgesetzt, nicht selten auch
hingerichtet, und darf ohne Einwilligung desselben Nichts unternehmen.
Um den Türkischen Sultan in Konstantinopel bekümmert man sich wei-
ter nicht, als daß ihm von Zeit zu Zeit Geschenke gemacht werden; der
Dei führt Krieg und schließt Frieden, wie er will. Die Hauptstadt Al,
gier (Aldschier) liegt am Meere, hat einen Hafen und 80,000 E. Sie
ist wie die oben genannten Städte gebauet, hat enge Straßen und un-
ansehnliche Häuser, treibt aber wichtigen Handel. Oran und Masal-
quivir (Mas al kiblr) Häfen. Ronstanrine, nach Algier die größte
Stadt, im Innern des Landes. Bona hat 8000 E. Die Franzosen
besitzen an der Küste die Insel La Lalle, deren E. sich mit Korallenfi-
schcrei beschäftigen. — §. 5i. C. Tunis, ungefähr doppelt so groß, als
Portugal. Es liegt Sizilien gegenüber und ist in N. sehr fruchtbar, in
S. dagegen eine dürre Wüste, in welcher der See El Lowdea, r5mej-
len lang, sich befindet. Der Beherrscher des Landes heißt Bei; die
Verfassung ist übrigens wie in Algier, so wie auch E. und deren Be-
schäftigung und Products dieselben sind. An den Küsten treibt man
starke Korallenfischerei vorjüglich bei der Insel Tabarka. Die Haupt-
stadt ist Tunis, einige Meilen vom Meere entfernt mit i5o,ooo E. die
in engen und schmutzigen Straßen wohnen. Die Stadt liegt an einem
See, der mit dem Meere in Verbindung steht. Nicht weit von hier
stand die alte weltberühmte Handelsstadt Rarrhago, welche schon
Jahr vor Christi Geburt von den Römern zerstört wurde, und von wel-
cher nur noch einige Trümmer übrig sind. Zahlreich sind in der Stadt
die Europäer, welche hier große Freiheit genießen. Hier, wie in allen
Seestädten der Berberei, sind Europäische Consuls. Rabls oder Gabes
bedeutende Handelsstadt an dem davon benannten Meerbusen an der
Ostküste. Toser, im Innern, Hauptmarktplatz für die hier in Ueberfluß
wachsenden Datteln. — §. 52. D. Tripoli, zwischen Tunis und Bar-