1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde
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§. 8o. Columbien.
oder Niguas, eine Art Flöhe, welche häufig unter die Haut der Finger
und die Fußsohlen kriecht, dort ihre Eier legt und ein unerträglich juk-
kendes Geschwür verursacht, welches, wenn das Thier nicht bald her-
ausgebracht wird, aufbricht und ein Gewimmel von Tschicken zeigt, die
sich dann nach allen Selten unter der Haut verbreiten. An der N.
Küste und bei Panamá wurden sonst auch perlenmuschelu gefangen;
dies hat man aufgegeben. Auf den höchsten Gebirgen lebt der gewaltige
Londor und in den Ebenen irren Tausende von verwilderten Pferden
Rindern und Eseln umher. An Metallen haben die Gebirge Ueber-
fluß, aber weder Gold- noch Silberbergwerkc werden ordentlich betrie-
den; dagegen wascht man aus manchen Flüssen oder findet im Sande
eine große Menge Gold; vorzüglich reich darin ist eine der westlichen
Provinzen, Lhocä (Tschocko), wo man ganze Goldstücke findet und wo
allein Platina gewonnen wird; aber gerade hier herrscht die meiste
Hungersnoth, weil der so fruchtbare Boden gar nicht angebauet wird,
und überhaupt das schon seit 5oo Jahren von den Spaniern besessene
und bewohnte Land noch immer ein dicker Wald ist. Mehl wird aus
den Vereinigten Staaten hergebracht und der tägliche Unterhalt eines
Tagelöhners kommt auf 2 Rthlr. zu stehen- Rupfer und Blei ist reich-
lich vorhanden, wird aber auch wenig gewonnen. Auch Edelsteine fin-
den sich, und unter diesen vorzüglich schöne Smaragde und kleine Dia-
manten. Die E. sind Spanier, Indianer, Neger, Mulatten und
Mestizen. Die Indianer sind in unzählige Stamme getheilt, von denen
einige durch Missionairs mit dem Christenthum bekannt gemacht sind, in
Städten und Dörfern wohnen und Ackerbau treiben. Ihre Farbe ist
vom dunkelsten Kupferbraun bis zur Europäischen Weiße verschieden; sie
sind kraftvoll, unempfindlich gegen Schmerzen und manche Völkerschaf-
ten ausgezeichnet schön gebauet, aber unfähig lange Anstrengungen zu
ertragen, die rohesten in den Wäldern und Wildnissen sind stunipfsin-
nig, gleichgültig gegen alle Reize, arbeitsscheu und unmäßig in Essen
und Trinken, wohl gar noch Menschenfresser. Die freien Indianern
stehen unter Oberhäuptern, Razikcn, und leben im beständigen Kampfe
unter einander, oder mit den Spaniern. Sie gehen ganz nackt; nur
ein Gürtel deckt die Mitte des Leibes; als Schmuck tragen sie im Na-
senknvrpel goldene Ringe, Hals- und Armbänder von Glasperlen, Zähne
und Muscheln; die Haut bemalen sie mit bunten Vögelgestaltcn, oder
tattowircn farbige Figuren hinein. Ihre Wohnungen, die aus Pfählen
und Flechtwerk mit Lehm bestrichen gemacht sind, schlagen sie bald hier,
bald dort auf. Jedes Dorf hat aber ein großes Haus, gleichsam das
Kastell, aus welchem sie durch Schißscharten auf den Feind schießen und
in welchem sie die eingeerndteten Früchte, Mais, Z)ams, Maniok aufbe-
wahren. Sie lieben den Trunk ungemein und haben zwei Arten berau-
schender Getränke, aus Mais und dem Safte einer Art Platane, die
auf die eckelhafteste Art zubereitet werden. Der Mais wird nämlich von
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