1826 -
Dresden Leipzig
: Barth Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Bräutigam und Braut, die Züchtjungfern und
die Züchtfrau oder Salzmäste Hauptrollen. El-
ftere sind Jugendgespielinnen der Braut, welche sie nach
der Kirche begleiten, und dort, wie auch bei Tische,
neben ihr sitzen. Die Salzmäfte ist meist eine be-
jahrte Freundinn der Braut, welche für diese die Hoch-
zeitgeschenke in Empfang nimmt und für Bewirthung
der Gäste sorgt. Der Hauptschmuck der Braut be-
sieht in einem schwarzen, faltenreichen Gewände oder
Pelze und in einer hohen, thurmartigen, schwarzsammt»
nen Mütze, auf welcher der mit Sternen und Flinkern
besetzte Brautkranz von bunter, meist grüner Seide
prangt. Um den Hals hängen Korallen, oder goldne
und silberne Ketten, auf die Brust herab alte Geld-
stücke. Die Hochzeittafel beginnt in der Regel mit
Schwarzfleisch und endet mit gebackenen Pflaumen und
Milchspeise, über welche Pfefferkuchen gerieben ist. Ui-
brigens dürfen mehrere Arten Braten und Kochfleisch,
besonders aber Fleisch- und Grützwürste nicht fehlen.
Den hölzernen Teller scheuert nur der gemeine Wende
nach jedem Gerichte mit einem Stück Brod. Nach dem
Essen geht es zu Tanze, wobei die dreiseitige Geige
und Schalmei, oft auch der Dudelsack, nicht fehlen
dürfen.
Vom Begräbnißprunk^halt der Wende nichts.
Im weisleinenen Sterbekittel übergiebt er den Körper
der Verwesung. Ungehobelt sind die Bretter des Sargs
und oben auf liegt gewöhnlich eine Axt, zum Zeichen,
daß der Verblichene ruhe von aller Arbeit- An man-
chen Orten vertritt eine hölzerne Keule, die man um-
gekehrt von Haus zu Haus sendet, die Stelle des
Grabebitters.
Zu den denkwürdigsten Uiberresten der Wendischen
Vorzeit gehören das Tod austreiben am Sonntage
Lätare und die Johannisfeuer. Ersteres geschieht
durch Herumtragen und endlich Verbrennen eines am
geputzten Strohmanns, und soll sonder Zweifel eine
Verkreidung des Winters und Begrüßung des Früh-
lings