1826 -
Dresden Leipzig
: Barth Selbstverl. K. Engelhardt
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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über die Voigtländischen Knollen, wie sie die
neue Frucht nannten, verspotteten die Prediger, welche,
von den Kanzeln, zum Anbau derselben ermahnten, und
nannten ihre Ermahnungen sogar Knollenpredig-
ten — dankten aber am Ende Gott und ihren Pfarr-
herren dafür und schämten sich des blinden Eifers da-
gegen. — Die ersten Erdäpfel genoß man im
Vorgtlande und Erzgebirge als Butter zu Brod —
Jetzt genießt man dort mehr Erdäpfel, als
Brod.
Oelsnitz hat viel Gold- und Silberarbeiter,
Strumpfwirker, Tuchmacher, Gerber und große Getrei-
demärkte. Ein hiesiger Pfarrer, Paul Rebhuhn, war
einer der Ersten, welcher, im 16. Jahrhundert, gleich
Heyneccius (S. 166), Deutsche Schauspiele schrieb,
weshalb ihn Kurf. August sehr lobte und, so oft er im
Voigtlande einsprach, beiuchte. Vorher schrieb man der-
gleichen Dinge nur lateinisch.
Von Adorf bis Oelsnitz ziehen sich, in der Elster und
in ihren Nebenbächen, Perlenbänke oder Haufen
von Perlenmuscheln, die meist 6 Zoll lang, 2 Zoll
hoch, auswendig schwarz, innerlich silberweis sind, und
viel, aber selten grose und schöne Perlen enthalten.
Doch zeigt man im Dresdner Naturalienkabinet Elster-
perlen, bis zur Gröse einer kleinen Flintenrugel, und im
grünen Gewölbe 2 Schnuren orientalischer und Elster-
perlen, welche letztere den erstern fast gleich kommen.
Ein mäsige Perl muß wenigstens 10 Jahre wachsen.
Besoldete Perlenfischer durchwaden jährlich einigemal die
Wasser, wenn sie am seichtesten sind, die reifen Mu-
scheln zu sammeln, welche sie ins König!. Rentamt, auf
dem Schlosse Voigtsberg, liefern. Die Muscheln
mit unreifen Perlen werden mit Jahrzahlen bezeichnet,
und wieder ins Wasser gesetzt. Das Fleisch der Mu-
scheln ist unschmackhaft. Erft seit dem Anfänge des
17ten Jahrhunderts kennt man^ diese Perlenmuscheln,
über deren Entdeckung Alles entzückt war. Den Kö-
nig der Flüsse nannt.man deshalb die Elster. Fast