1870 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Westfalen
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Blicke in die Vergangenheit Westfalens.
das bedrängte Heer an den Abhang des Waldgebirges zu jener Ebene.
Aber hier ist die Hauptmacht der Deutschen versammelt, um den
Feinden den Weg nach Aliso zu versperren. Hier zwischen den
Quellen der Lippe und Ems, am Teut- und Falkberge, zwischen
Wald und Sumpf kommt es zum letzten Kampfe; die zum Tode
erschöpften Römer unterliegen 'dem allgemeinen Angriffe: sie gerathen
in Unordnung, ihre Adler werden genommen, Varus, als er Alles
verloren sieht, stürzt sich in sein Schwert; nur Wenige des stolzen
Heeres erreichen die bergende Feste.
3. Die gefangenen Römer hatten ein trauriges Loos. Die er-
bitterten Sieger kühlten an ihnen nach heidnischer Weise ihren Rache-
durst. Die vornehmsten Hauptleute verbluteten an den Altären der
Götter; die römischen Sachwalter, gegen die sich vorzüglich die Wuth
der Deutschen kehrte, wurden unter grausamen Martern getödtet, des
Varus Leichnam noch wurde zerfleischt und ihm der Kopf abgehauen,
und mancher vornehme Römer mußte als leibeigner Hausknecht oder
Viehhüter eines deutschen Bauern seine übrige Lebenszeit in den deut-
schen Wäldern hinbringen. Jetzt machten sich die Sieger an die Zer-
störung aller römischen Befestigungen zwischen Weser und Rhein; die
Römer fürchteten, sie würden weiter in das römische Reich eindringen,
ihr Kaiser Augustus zerriß bei der traurigen Nachricht sein Gewand
und rief in übergroßem Schmerze aus: Varus, Varus, gieb mir
meine Legionen wieder! — dem obersten Gotte Jupiter wurden neue
Spiele gelobt, wenn der Staat errettet würde: aber die Deutschen
dachten an keine Eroberung; sie kehrten, nachdem sie die Freiheit
errungen, ruhig an ihren häuslichen Herd zurück.
8. Held Wirking und die Zachsenkriege Larl's des Großen,
oder:
Wie die Sachsen ;um Christcnthume liekchrt wurden.
(772—803.)
1. In den Zeiten der Hermannsschlacht zerfiel das große Volk
der Germanen, unserer deutschen Vorfahren, in eine Menge einzelner
Volksstämme. Als Bewohner unsers Westfalenlandes sind unter
ihnen besonders die Brukterer zwischen Lippe und Ruhr, die Sigam-
brer im Sauerlande und die Marsen im östlichen Theile des Landes
zu nennen. Diese Völker finden sich aber später unter ihren beson-
deren Namen nicht mehr; es erscheinen dagegen im dritten Jahr-
hundert nach Christi Geburt unsere deutschen Vorfahren in großen
Völkervereinen. Am ganzen Rheinufer entlang wohnt das mächtige
und bewegliche Frankenvolk, neben ihm nach Osten der tapfere und
tüchtige Völkerbund der Sachsen, und zwar von der Lippe bis zur
Weser die Westfalen, zu beiden Seiten der Weser die Engern und
weiter gen Osten bis zur Elbe die Ostfalen. Während die meisten