1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie es in Lei Provinz Brandenburg ausfleht.
Häuser und Gärten; Buchfinken nisten in den Zweigen, und die Nach-
tigall schlägt in dem Gebüsch! Der Kürbis und die Bohnen ranken
am niedrigen Fenster, die Schwalbe nistet zutraulich unter dem Dach-
gebälk, und die Lerche fingt auch hier dem großen Herrn der Welt
ihr Loblied.
In dem Sande, der lose ist und bei jedem Tritte nachgiebt, ist
zumal in der Sonnengluth, wenn er fast durch die Ledersohlen durch-
brennt, schlechtes Wandern. Wer sich da auf den nahen Wald freut,
täuscht sich; denn darin stehen Kiefern, die gewähren keine Erfri-
schung. Auf den glatten Nadeln gleitet der Fuß häufig aus; ver-
geblich schaut das Auge nach einem frischen Quell, die lechzende
Zunge zu kühlen; findet man auch hier und da Master, so ist das
doch kein Labetrunk, es ist abgestanden, und schon der Geruch ist
widerlich. Und wie erfreut sich doch das Herz, wenn man aus der
Fremde heimkehrt und man sieht über dem Waldsaume den wohl-
bekannten Kirchthurm und betritt wieder die Stube mit dem großen
Kachelofen und dem Webestuhle, auf welchem gewebt wird, was die
Mutter und Tochter des Hauses im Winter gesponnen haben, um
daraus Hemden und Kleider zu fertigen. Freilich müssen Alt und
Jung fleißig und sparsam sein, wenn sie ihr tägliches Brot erwer-
den und die Steuer und Abgaben pünktlich bezahlen wollen. Da
müssen sie von Früh bis in die späte Nacht thätig sein und mit
dem Erworbenen gut Haushalten. Wohl dem Hause, wo man das
mühsam Verdiente nicht durch Branntweintrinken vergeudet und auch
ein Schärfiein für Nothleidende übrig hat. Wohl dem Hause, wo
es reinlich aussieht und auch das Wort Gottes reichlich wohnt; denn
von einem solchen gilt: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist
und lästet ihm begnügen.
Freilich giebt es auch weite Strecken, wo keine menschliche Woh-
nung zu finden ist, wo unwirthliche Haiden mit verkrüppelten Na-
delholzbäumen und dürrem Haidekraute sich ausbreiten; da sind keine
belebten Straßen; da hört man keinen Vogel singen; nur etwa ein
Specht klopft an den angefaulten Baumstämmen; meilenweit sieht
man keinen Menschen, und wo man einem begegnet, geht man scheu
an ihm vorüber; denn es ist in dieser unheimlichen Einsamkeit Nie-
mandem zu trauen, wenn man ihn nicht kennt.
Anderwärts breiten sich große Sümpfe mit dichtem Schilfe aus und
Moore, an denen Erlen- und Birkengebüsch sich hinzieht. Da schreitet
der Storch bedächtig herum, die Rohrdommel flattert über das Schilf,
und das schwarze Wasserhuhn rudert flink dahin.
Doch es giebt auch viele Gegenden, in denen es ganz anders
aussieht. Die Mark ist reich an Flüssen und Seen; sammetgrüne
Wiesen sind an ihren Ufern, weidende Viehheerden beleben sie, und
umschlossen werden sie von lieblichen Laubwäldern. Von den An-
höhen aus, wie sie sich in verschiedenen Theilen der Mark einige
Hundert Fuß hoch erheben, hat man einen freien und weiten Blick