1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Fahrt von Stettin nach Rügen. — Rügen.
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Häusern geworden ist. Auch hat derselbe König zwei gewaltige Stein-
dämme, Molen, welche das Bett des Flusses vor Versandung schützen,
mit einem Kostenaufwands von 1 % Million Thalern bauen lassen.
Auf einem derselben erhebt sich ein Leuchtthurm, welcher sein Licht
drei Meilen weit in die See hinauswirst. Wenn man auf diesen
breiten Steindämmen spazieren geht, so kann man das Kommen und
Gehen der Schiffe und das Menschengewühl im Hafen, sowie den
Lootsenthurm am jenseitigen Ufer, von dem aus Lootsen nach kommen-
den Schiffen sich umschauen und ihnen entgegeneilen, betrachten.
Das Dampfschiff führt uns aus der Swine heraus. Zu beiden
Seiten schwinden die Ufer von Usedom und Wollin mit ihrem
weißen Sande. In alten Zeiten stand auf Wollin die große und
blühende Handelsstadt Jul in, die aber im Kriege zerstört ward.
Auf Usedom lag die weit berühmte Stadt Vineta, die bei einem
heftigen Anprall des Meeres von Wellen verschlungen worden sein soll.
Jetzt fahren Schiffe über die versunkene Stadt hin, und die Schiffer
erzählen sich von ihren Trümmern noch allerlei Mährlein. Kaum
sind die Ufer den Blicken entschwunden, so taucht im Westen die Insel
Rügen als dunkle, tief am Himmel hängende Wolke auf. Bald
wächst der Streifen und dehnt sich nach beiden Seiten hin aus.
Run geht die Fahrt zwischen zwei kleinen Inseln hin, der Greifs-
wald er Oie, welche zur Rechten, und Rüden, welche links liegen
bleibt. Letztere ist eine flache Sanddüne, die sich wenig über das
Waffer erhebt, und wird nur von Lootsen bewohnt, die bei dem
engen Fahrwasser den Schiffen den Weg zeigen. Hier landete der
Schwedenkönig Gustav Adolph, als er 1630 den Evangelischen in
Deutschland während des 30jährigen Krieges zu Hülfe kam.
Auf der andern Insel steht ein hoher Leuchtthurm, von Stein-
riffen umgeben. Drei Bauern bewohnen die Insel, in deren Mitte
sich ein kleiner Wald von Dornbäumen befindet. Sie ist fruchtbar,
und die Leute sind gastlich. Vor einigen Jahren hat sie auch der
König besucht und ihnen sein Bild geschenkt.
Von Rügen blinken weiße Häuser sreundlich vom Ufer herüber.
In einem schönen Bogen schwenkt sich das schmucke Schiff; ein Kanonen-
schuß blitzt vom Vordertheile, und nun legt es sich vor die Landungs-
brücke, auf der wir an'ö Land steigen.
6. Rügen.
Seit 1815 ist die Insel preußisch; vorher, seit dem dreißigjährigen
Kriege, war sie schwedisch. Zweimal haben die Preußen das Land
eingenommen: einmal 1678 der große Kurfürst, und das andere
Mal 1715 Friedrich Wilhelm I., der mit dem alten Dessauer
die Schweden verjagte. Zum Andenken an die rühmliche Handlung
der Brandenburger sollen Denkmäler errichtet werden. Das für den
großen Kurfürsten ist von unserm Könige, Friedrich Wilhelm Iv.,