1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12
Wie es in der Provinz Pommern aussicht.
schon bei Neuenkämp aufgestellt. Auf einer 24 Fuß hohen Granit-
säule steht der Kurfürst, aus Sandstein gemeißelt, wie er, aus dem
Schiffe steigend, in der einen Hand den Degen, in der andern den
Feldherrnstab führend, die Seinen auf die Feinde weist. Die Insel
Rügen ist ungefähr 18 Quadratmeilen groß, und da das Meer tiefe
Einschnitte in das Land gemacht hat, so sind der südöstliche Theil,
Mönch gut, — der nordöstliche Theil, Jasmund, — und der nörd-
liche, Wittow, von dem nach Südwest liegenden Haupttheile fast
abgeschnitten. Nur schmale, mit niederem Gebüsche und Strandgrase
bewachsene Streifen Landes verbinden Wittow mit Jasmund. Die-
ses, ebenso die Halbinsel Mönchgut, wird von Westphälingern
bewohnt, die schon vor 600 Jahren eingewandert sind, aber dennoch
ihre eigenthümlichen Sitten und ihre Tracht bewahrt haben. —
Wenn du auf der Insel umherwanderst, so führt dich der Weg über
Berg und Thal, Feld und Wald, Haideland und Dünenland, Sumpf-
land und Felsland. Willst du die ganze Insel wie eine Landkarte
vor dir sehen, so mußt du entweder auf das schöne Jagdschloß des
Fürsten von Putbus steigen oder auf den Rugard, den höchsten
Berg der Insel, bei der Stadt Bergen. Von hier aus erblickst du
gegen Norden den Leuchtthurm von Arcona, der oben rund herum zoll-
dicke Glasscheiben hat, hinter welchen von schön polirten Hohlspiegeln von
Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang viele Lampen ihr Licht in die
See hineinsenden, damit die Schiffe in dunkler Nacht nicht gegen das
Vorgebirge anführen und scheitern. Weiter rechts vom Thurme erhebt
sich ein grüner Waldrücken, der unter seinen herrlichen Buchen und
Rüstern einen See birgt. Um den See zieht sich an einer Seite ein
hoher, mit Bäumen besetzter Wall. Hier ist der Herthasee und
die Herthaburg, wo die alten Rügener die Göttin Herrha ver-
ehrten. Die Sklaven, welche die Göttin in ihrem mit weißen Kühen
bespannten Wagen umhergefahren hatten, wurden in die dunklen
Fluthen des See's versenkt. Nicht weit davon ist ein steiler, 500 Fuß.
hoher Kreideabhang, der gegen die See hart abfällt, die Stubben-
kammer. Da die Kreidestücke viele Abdrücke von kleinen Seethieren
und versteinerten Muscheln enthalten, so ist diese Kreide zum Schreiben
nicht zu gebrauchen. Blickst du über die Insel hinaus, so siehst du
die blaugekräuselte, endlose Fläche des Meeres mit den Schiffen und
ihren weißen Segeln, und hättest du ein scharfes Auge, wie die Raub-
vögel, die weithin in den Lüften schweben: so könntest du die glatten
Köpfe der Seehunde sehen, die sich lustig im Wasser herumwälzen.
Nach Süden erblickst du das Pommerland wie einen bläulichen Streifen
mit einzelnen röthlichen Spitzen. Da liegen die Städte Stralsund
und Greifswald, und zwischendurch viele blühende Dörfer und
fruchtbare Aecker. In deiner Nähe dehnen sich rechts und links schöne
Ackerfelder wie kostbare Teppiche aus. Grell stechen im Sommer das
gelbe Korn, die dunkelgrüne Gerste, der bläuliche Hafer, der gold-
farbige Weizen und die bunten Wicken, die kaum vor den weißen