1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Blicke in die Vergangenheit Pommerns.
iß es nicht, gieb's lieber dem Hunde, es ist unrein!" Das Thier
starb am andern Tage, und Bogislaw entfloh. Bald darauf empfing
er die Huldigung der Stände. Seine Regierung brachte dem Lande
Sicherheit und Wohlstand. Von brandenburgischer Oberherrlichkeit
wollte er nichts wissen, und als Kurfürst Albrecht Achilles von
Brandenburg mit ihm darüber verhandelte, erkannte er nur Bran-
denburgs Erbrecht au. Da, als Bogislaw dem Kurfürsten die
Hand gab, sprach dieser listig: „Lieber Oheim, hiemit leihe ich Euch
Land und Leute!" Aber wie von einer Schlange gestochen, zog dieser
die Hand zurück und sprach: „Ehe das geschehen soll, da sollen noch
„,,dre sewen Düwel"" durchfahren!" stieg zu Pferde und jagte da-
von. — Einst war er auf der Hirschjagd von einem Hirsche schwer
verwundet worden. Als nun brandenburgische Gesandte kamen, ihm
ihres Herrn Beileid zu bezeugen, meinte er, sie wollten nur sehen,
ob er bald sterben würde. Er ließ sich daher ein Kohlenfeuer an-
zünden, damit er roth im Gesicht würde, und so empfing er, stattlich
auf dem Stuhle sitzend, die Gesandten. — Später wurde er auf einer
Reise nach dem gelobten Lande von Seeräubern überfallen. Als
sein Schwert zerbrach, erstach er mit einem Bratspieß einen großen
Türken und drängte die andern vom Bord weg. Sie schossen
darauf Feuerpfeile in die Segel des Schiffes und fuhren davon.
Den Christen aber gelang es, das Feuer zu löschen. — Durch
dergleichen Züge und Abenteuer wurde Bogislaw X. Liebling seines
Volks. Dazu kam seine riesige, echt pommersche Gestalt, sein großes,
fröhliches Angesicht, seine Neigung zum guten und vielen Essen und
Weintrinken. Auch war er, wenn er aus der Kirche kam, für Jeden
zugänglich und reichte ihm die Hand. Leider gab er sich in seinen
alten Tagen den Lüsten so sehr hin, daß er darüber die Liebe der
Pommern einbüßte. Die Reformation ließ Bogislaw zuerst ge-
währen. Ersah Luther auf dem Reichstage zu Worms und auch
in Wittenberg. Da sprach er einmal zu ihm: „Herr Doctor,
ihr müßt mir einmal die Beichte hören!" Darauf erwiderte dieser
scherzend: „Was wollt' ein so großer Sünder einem armen Mönch
beichten. Ich werde Ew. fürstlichen Gnaden nicht genugsam absol-
viren können!" Diesen Scherz verstand Bogislaw nicht, meinte,
der Doctor wolle ihm wegen seines Lebenswandels Vorwürfe machen.
Schon vorher war er der Reformation nicht hold, jetzt kam noch
persönliche Abneigung gegen den Reformator dazu, und die Lutheri-
schen wurden in Pommern verfolgt, bis Bogislaw in seinem
70sten Lebensjahre starb.
4. Johann Nugenhagcn, genannt Ih-. Pommer, und die Einführung
der Reformation in Pommern.
(t3. Dezember 1534.)
l. Johann Bugen Hagen, der wittenbergische Pfarrherr, hat
dem großen Reformator 1)r. Martin Luther in dem schweren