Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Johann Dugenhagen und dic Einführung der Reformation in Pommern. 23 Werke der Kirchenreinigung treulich beigestanden. Er ist im Jahre 1485 zu Wall in geboren, wo sein Vater Rathsherr war. Schon in seinem 20. Lebensjahre wurde er von dem Abte des Klosters Bel- buck als Rektor an der Schule zu Treptow a. d. Rega angestellt, die unter seiner Leitung weit und breit berühmt wurde. Hier schrieb er seine pommersche Geschichte, hier schon verbreitete er Liebe und Verständniß der heiligen Schrift, sowohl unter seinen Schülern, wie unter den Mönchen des Klosters Belbuck. Doch sagt er von sich: „Ich hatte die heilige Schrift lieb von Kindes Jugend auf, wiewohl ich unter der päpstischen Finsterniß nicht wußte, wie ich der Schrift gebrauchen sollte, bis daß das liebe Evangelium von Gottes Gnaden so klar wieder an den Tag kam." Einst bei Tische kam ihm eine Schrift Luther's zu Gesichte, und da er sie flüchtig durchblättert hatte, äußerte er: „Der das geschrieben, sei der schädlichste Ketzer, der jemals aufgestanden." Nach einigen Tagen jedoch, nachdem er die Schrift gründlich gelesen und wieder gelesen, war er wie um- gewandelt und erklärte gegen seine Tischgenoffen: „Die ganze Welt liegt in äußerster Blindheit, aber dieser Mann allein stehet die Wahr- heit!" Er war von den falschen Kirchensatzungen zum allein selig- machenden Worte Gottes bekehrt und gewann auch seine Freunde für dasselbe, namentlich den Abt Boldevan. Jetzt zog es unsern Bugenhagen nach Wittenberg, und da gewann er durch seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit bald Luther's und seines treuen Gehülfen Melanchthon Vertrauen. Bald fing er dort an, die Psalmen David's auszulegen, anfangs im Kreise von Landsleuten und Freunden, dann auf dringliches Verlangen der Reformatoren öffentlich. „Dieser Pommer," sagte Luther, „ist der Erste, der ein Ausleger der Psalmen David's genannt werden darf." Auf beson- deres Verlangen der Wittenberger Universität und Bürgerschaft wurde er Pfarrer zu Wittenberg und später General-Superintendent in einem Theile des Kurfürstenthums Sachsen. In diesen Aemtern ist er bis an sein Ende geblieben und hat die glänzenden Berufungen, z. B. zum Bischof von Schleswig oder in Dänemark, selbst in seinem Vaterlande Pommern, ausgeschlagen. Vorzüglich lieb und werth war es ihm, daß er mit Luther und Melanchthon an der Ver- deutschung der heiligen Schrift arbeiten durfte. Die Vollendung die- ses hochwichtigen Werkes feierte er jährlich mit seiner Familie und seinen Freunden durch ein Fest in seinem Hause. Da dankte er dem Herrn für diesen theuren seligen Schatz. Als die Pest in Witten- berg wüthete, blieb er mit Luther treulich bei seiner Heerde, und versorgte die Kranken und Sterbenden mit dem Tröste der Kirche. Oft betete er herzlich und lange für seine Gemeinde und für die ganze Kirche, oft stand er Luther'n als Beichvater in schweren Stunden geistlicher und leiblicher Anfechtung als Beichtvater mit Kraft und Würde zur Seite. Dabei war er im gemeinen Wandel eines fröhlichen Gemüths. Als die Herren von Lübeck ihn nach
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer