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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 30

1858 - Breslau : Hirt
30 Blicke in die Vergangenheit Pommerns. als die Bombe sprang, und rief aus: „Wenn das so fortgeht, so werden wir doch noch müssen zu Kreuz kriechen." Da entgegnete Nettelb eck zornentbrannt: „Halt! Der Erste, wer es auch sei, der das verdammte Wort wieder ausspricht, der stirbt des Todes von meiner Hand!" Zugleich zog er den Degen und richtete ihn gegen Loucadou. Dieser zog gleichfalls und wollte den verwegenen Bür- ger niederstechen. Die Umstehenden brachten die Beiden zwar aus- einander, doch der Kommandant wollte seinen Beleidiger vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurtheilen lassen. Der Unwille seiner Offiziere und eine drohende Aufregung unter den Bürgern hin- derten ihn aber daran. — Der geängstigte Nettelbeck, als ersah, wie der alte, unfähige Kommandant Alles vernachlässigte, schrieb an den König und bat dringend um einen andern Kommandanten. Da kam denn der tapfere Gn ei sen au, und Nettelb eck sank vor Rüh- rung vor ihm auf's Knie und sprach: „Ich bitte Sie um Gottes willen, verlassen Sie uns nicht, wir wollen Sie auch nicht verlassen, so lange wir noch einen warmen Blutstropfen in uns haben, sollten auch alle unsere Häuser zu Schutthaufen werden. So-denke ich nicht allein; in uns Allen lebt nur ein Sinn und Gedanke: Die Stadt darf und soll dem Feinde nicht übergeben werden!" —Zwei Mal geleitete der muthige Mann bülfebringende Schiffe durch Sturm und Brandung sicher in den Hafen, trotz augenscheinlicher Lebensgefahr. Der wackere Vaterlandsfreund ward nicht müde, die Trägen zu thäti- ger Mithülfe anzuregen, auch wenn er dafür Grobheiten, ja selbst Mißhandlungen erdulden mußte. So ist Nettelb eck das nach- ahmungswerthe Vorbild des ächt preußischen Bürgers voll Vater- landsliebe, Muth und freimüthiger Offenheit. 5. Nicht geringern Ruhm hat vor Zeiten Stettin errungen. Als der große Kurfürst die Schweden 1675 bei Fehrbellin in der Mark Brandenburg besiegt halte, gedachte er bei dieser Gelegenheit sein Recht auf Pommern durchzusetzen, welches ihm im westphälischen Frieden verkürzt worden war. Wolgast, Wollin, Anklam und Dem- min mußten sich ergeben. Aber vergebens belagerte er Stettin. Dieses war stark befestigt, und die Bürgerschaft war freudig bereit, mit der tapfern schwedischen Besatzung zu siegen oder zu sterben. Tag für Tag sausten glühende Kugeln, Bomben und Granaten, Stinksäcke, Stinktöpfe und all' das andere Zeug, was für den Krieg ersonnen war, den Stettinern um die Köpfe. Eine grausame Zer-' störung sah man bereits in den Straßen der Stadt, viele Familien beweinten theure Glieder. Aber das beugte den Muth der Tapfern nicht. Oft warfen die Belagerten frisch gebackene Semmeln den Brandenburgern zu, zum Zeichen, daß bei ihnen keine Noth sei. Lose Vögel hängten an einem Thurme das Bild eines Schneiders mit Scheere und Elle aus, um den alten Derfflinger, einen General des Kurfürsten, der früher Schneider gewesen war, zu foppen. Und als bei zunehmender Bedrängniß der Stadt günstige
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