1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Wanderung durch die Sudeten.
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2. Wanderung durch die Sudeten.
Wenn wir einmal, etwa auf der Eisenbahn, von der Lausitz her
nach Breslau reisen könnten, so würden wir zur Rechten eine lange
Reihe von Bergen und Bergspitzen erkennen, und setzten wir unfern
Weg von Breslau über Brieg nach Oppeln fort, so würden wir auch
da nach Süden hin eine lange Bergkette sehen. Das sind die. Su-
deten; sie erstrecken sich von den Quellen der Oder 30 Meilen weit
in nordwestlicher Richtung bis zu dem Ursprünge der Lausitzer Neiße.
Stellen wir uns im Geiste auf den Zobtenberg, dessen Spitze in einem
großen Theile Schlesiens sichtbar ist, so haben wir das Gebirge in
seiner Ausdehnung vor uns; da sehen wir nach Oberschlesien hin
das Altvater-, gerade vor uns das Glazer-, weiter nach Westen
das Hochwaldgebirge und noch weiter hin das Riesengebirge,
welches sich am höchsten erhebt und in der Schneekoppe.5000 Fuß
erreicht. Doch wir wollen selbst in die Berge wandern.
Dichte Waldungen von Laub- und Nadelholz bedecken die Kämme
oft bis oben hinauf; zwischen ihnen aber ziehen sich größere und klei-
nere Strecken Ackerland, die mit Getreide und Kartoffeln bebaut sind,
an den Bergabhängen in die Höhe. Hie und da liegen auch ein-
zelne Gehöfte zerstreut, von Obst- oder Waldbäumen freundlich um-
geben. Wenn es den Bergbewohnern auch sauer wird, die hochgele-
genen und steilen Ackerstücke zu bebauen, so sparen sie doch keine Mühe,
um dem oft mageren, steinigen Boden einen mäßigen Ertrag abzu-
gewinnen. Höher hinauf trifft man neben kahlen Felsen oder von
Knieholz bedeckten Strecken ausgedehnte Wiesen mit würzigem Grase
und saftreichen Kräutern. Hier weiden viele Heerden von Rindern
und Ziegen. Lieblich tönt das Geläut der Glöcklein, die sie tragen.
Zwischen den Bergen liegen enge Thäler, in denen Bäche ihr felsiges
Bett haben und lange Dörfer sich hinziehen, deren Häuser in der
Regel kleine, reinlich gehaltene Gärten mit Blumen und Obstbäumen
vor und neben sich haben. In den Schluchten erheben sich steile
Felsenwände, und auf ihnen ragen schlanke Tannen und Fichten in
die Höhe. In vielen Windungen schlängeln sich die mit großen Kosten
erbauten Kunststraßen hinauf.
1. Das Altvatergebirge heißt auch das schlesisch-mährische,
weil es in Schlesien und Mähren lagert. Der höchste Punkt ist
der Altvater; denn er hat eine Höhe von 4400 Fuß; er heißt auch
der mährische Schneeberg, weil seine Schluchten in manchem Jahre
den Schnee bis in den Juni hinein und länger enthalten. Die Opp a
und Neißer Biela haben hier ihre Quellen, während diehotzen-
plotz aus der Gegend der Bischofskoppe kommt, an deren Fuße
die Städte Zuckmantel und Neustadt liegen. Weiter in den
Bergen drin liegt das fteundliche Städtchen Freiwaldau und dicht
dabei das kleine Dorf Gräfenberg, das durch die Kaltwasser-
Heilanstalt des nunmehr verstorbenen Mncenz Prießnitz einen über
Europa hinausgehenden Ruf erworben hat.
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