1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
Polen je besessen, machte große Eroberungen und gründete überall
Bisthümer; auch Krakau und Breslau (1052) erhielten Bischöfe.
Sie wurden dem Erzbischof zu Gnesen untergeben. Es ist natür-
lich, daß die rohen Heiden nicht sofort ftomme Christen wurden.
Die Mönche, welche in's Land kamen, um die Neubekehrten zu be-
lehren, mußten erst allmählich die polnische Sprache erlernen, und es
gelang ihnen nicht, alle Erinnerungen an die früheren heidnischen
Götter zu verbannen. Man mußte sich begnügen, wenn immer mehr
der heidnischen Slaven sich taufen ließen, wenn sie die Fasten hiel-
ten, das Zeichen des Kreuzes zu machen verstanden, das Glaubens-
bekenntniß und einige christliche Gebete lernten.
2. Nach Boleslaus' Tode gerieth das Land in grenzenlose Ver-
wirrung. Die Adligen kämpften gegen die Fürsten, die gedrückten
Bauern gegen die Edelleute. Bischöfe und Geistliche wurden ermor-
det und vertrieben, Kirchen und Klöster verbrannt. Das Christen-
thum verschwand fast völlig. Breslau wurde von den Böhmen ero-
bert, der Bischof flüchtete. Die Böhmen zerstörten auch die Burg
Wartha und erbauten dagegen auf einem Felsen an der Neiße die
Burg Kamenz, wo heut das prächtige Schloß der Prinzessin der
Niederlande steht. Unaufhörliche Kämpfe, theils zwischen den fürst-
lichen Brüdern und Verwandten im polnischen Reiche selber, theils
mit den deutschen Kaisern und den Böhmen stürzten Schlesien in's
Elend. Doch inmitten der Stürme und nach jener großen Nieder-
lage wurde die christliche Kirche immer fester gegründet. Neue Kir-
chen und Klöster wurden gestiftet, und unter den Wohlthätern der
Kirche wird in dieser Beziehung besonders Peter Wlast genannt. Der
war ein reicher Mann und am Hofe Herzog Boleslaus Iii. hoch
angesehen. Er stiftete um's Jahr 1100 ein Kloster auf dem ihm
gehörigen Zobtenberge. Aber nach einer Reihe von Jahren konnten
die Mönche das rauhe Klima auf dem Berge nicht ertragen. Da-
her wurde das Kloster in die Vorstadt nach Breslau auf die Sand-
insel verlegt und hieß daher Sandstift. Noch viele andere Kirchen
soll Peter Wlast in verschiedenen Gegenden Schlesiens erbaut haben.
Im nächsten Jahrhundert entstanden auch die Klöster Leubus, Treb-
nitz, Heinrichau, Grüssau und Kamenz. Sie wurden allermeist von
Fürsten gegründet, sehr reichlich begabt und mit Cisterziensermönchen
aus Deutschland besetzt.
Schlesien unter unabhängigen Herzogen.
(Von 1163—1335.)
3. Heinrich I. und die heilige Hedwig.
1. Der Großfürst Boleslaus Iv. von Polen überließ im Jahre
1163 Schlesien an seine drei Neffen. Diese machten sich mit Hilfe
der Deutschen von dem polnischen Großfürsten unabhängig, und nach
mancherlei Kämpfen der schlesischen Fürsten unter sich kam es dahin,