1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Hermannsschlacht. — Wie die Sachsen zum Christenthume bekehrt wurden. 19
Deutschen versammelt, um den Feinden den Weg nach Aliso zu ver-
sperren. Hier zwischen den Quellen der Lippe und Ems, am Teut-
und Falkberge, zwischen Wald und Sumpf kommt cs zum letzten
Kampfe; die zum Tode erschöpften Römer unterliegen dem allge-
meinen Angriffe: sie gerathen in Unordnung, ihre Adler werden ge-
nommen, Varus, als er Alles verloren sieht, stürzt sich in sein
Schwert; nur Wenige des stolzen Heeres erreichen die bergende Feste.
3. Die gefangenen Römer hatten ein trauriges Loos. Die er-
bitterten Sieger kühlten an ihnen nach heidnischer Weise ihren Rache-
durst. Die vornehmsten Hauptleute verbluteten an den Altären der
Götter; die römischen Sachwalter, gegen die sich vorzüglich die Wuth
der Deutschen kehrte, wurden unter grausamen Martern getödtet,
des Varus Leichnam noch wurde zerfleischt und ihm der Kopf abge-
hauen, und mancher vornehme Römer mußte als leibeigner Haus-
knecht oder Viehhüter eines deutschen Bauern seine übrige Lebenszeit
in den deutschen Wäldern hinbringen. Jetzt machten sich die Sieger
an die Zerstörung aller römischen Befestigungen zwischen Weser und
Rhein; die Römer fürchteten, sie würden weiter in das römische
Reich eindringen, ihr Kaiser Augustus zerriß bei der traurigen Nach-
richt sein Gewand und rief in übergroßem Schmerze aus: Varus,
Varus, gieb mir meine Legionen wieder! — dem obersten Gotte
Jupiter wurden neue Spiele gelobt, wenn der Staat errettet würde:
aber die Deutschen dachten an keine Eroberung; sie kehrten, nach-
dem sie die Freiheit errungen, ruhig an ihren häuslichen Herd zurück.
2. Held Wieking und die Sachsenkriege Karl's des Großen,
Wie die Sachsen jum Christenthume bekehrt wurden.
(772—803.,
1. In den Zeiten der Hermannsschlacht zerfiel das große Volk
der Germanen, unserer deutschen Vorfahren, in eine Menge einzelner
Volksstämme. Als Bewohner unsers Mestphalenlandes sind unter
ihnen besonders die Brukterer zwischen Lippe und Ruhr, die Si-
gambrer im Sauerlande und die Marsen im östlichen Theile des
Landes zu nennen. Diese Völker finden sich aber später unter ihren
besonderen Namen nicht mehr, es erscheinen dagegen im dritten Jahr-
hundert nach Christi Geburt unsere deutschen Vorfahren in großen
Völkervereinen. Am ganzen Rheinufer entlang wohnt das mächtige
und bewegliche Frankenvolk, neben ihm nach Osten der tapfere und
tüchtige Völkerbund der Sachsen, und zwar von der Lippe bis zur
Weser die Westphalen, zu beiden Seiten der Weser die Engern und
weiter gen Osten bis zur Elbe die Ostphalen. Während die meisten
deutschen Völker in der Zeit vom vierten Jahrhundert an bis in
das sechste hinein in der großen Völkerwanderung ihre Wohnsitze
verließen und meist nach Südwesten in das große Römerreich ein-
drangen und es nach und nach auflösten, behielten die Sachsen ihre
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