1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Römer. — Die Franken.
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das Gebiet der ripuarischen Franken eindrängten. Im Jahre 496
kam es bei Zülpich, zwischen Bonn und Aachen, zur Schlacht. Alö
sich nun der Sieg auf die Seite seiner Feinde neigte, da Hub Chlod-
wig, der noch Heide war, sein Angesicht gen Himmel und rief zu
dem Gotte seiner Gemahlin Chlotilde und sprach: ,,Hilf mir, Jesus
Christus, den sie Gottes Sohn nennen; denn meine Götter verlasien
mich: wenn du mir in dieser Noth beistehst, so will ich an dich
glauben!" Und siehe, der Kampf erneuerte sich, der Alemannenherzog
fiel, sein Volk floh, und Chlodwig wurde Herr schöner alemannischer
Gaue. Nach beendigtem Feldzuge erinnerten Chlotilde und der Bi-
schof Remigius von Rheims den König fleißig an sein Gelübde.
Klüglich erforschte dieser aber erst die Gesinnung seiner Getreuen.
Und als diese in einer Versammlung erklärten, sie wollten ihre sterb-
lichen Götter verlasien und dem unsterblichen Gotte folgen, den Re-
migius predige und der ihnen so wunderbar den Sieg verliehen, —
da entschloß Chlodwig sich zur Taufe.
2. Die Taufe Chlodwig's. Es war am Weihnachtsfeste, da
zog Chlodwig mit drei Tausend seiner Edlen, alle mit weißen Klei-
dern angethan, durch die festlich geschmückten Straßen von Rheims.
Der Bischof Remigius führte sie in die Kirche des heiligen Martin.
Als nun Chlodwig in die hell erleuchtete und von Weihrauch duf-
tende Kirche eintrat, srug er den Bischof ganz treuherzig: „Mein
Vater, ist dies das Reich, welches ihr mir versprochen habt?"
„Nein," antwortete Remigius, „sondern nur der Weg, der in das-
selbe führt". Als daraus das Taufbecken mit Wasier gefüllt und
der Balsam ausgegosien wurde und die wohlriechenden Wachsker-
zen flammten, vermeinten die Franken nichts anderes, denn Luft des
Paradieses zu athmen. Und der Bsichof sprach zum Könige: „Beuge
nun, stolzer Sigambrer, deinen Nacken! Bete an, was du sonst ver-
brannt, verbrenne, was du sonst angebetet hast!" Darauf bekannte
Chlodwig den Glauben an den dreieinigen Gott, wurde getauft
und gesalbt.
3. Aus dem wllden Heiden war freilich durch die Taufe nicht so-
bald ein frommer Christ geworden. Menschenblut galt ihm nicht viel,
ja er schaffte sogar seine Verwandten aus dem Wege, und wurde so
Herr aller Frankenstämme. Das von Chlodwig durch Verrath und
Mord aufgebaute Frankenreich wurde durch seine Nachfolger immer mehr
erweitert, auch nach Deutschland hinein, so daß endlich fast alle germa-
nischen Völker rechts des Rheins demselben angehörten. Aber auf dem
Geschlechts Chlodwig's, welches durch ähnliche Gräuel seine Macht er-
weiterte, ruhte der Fluch des Verderbens. Es geschähe, daß an Stelle
der unfähigen Frankenkönige ihre vornehmsten Diener, die Hausmaier
(d. i. Verwalter der königlichen Krongüter und Aufseher über die
königlichen Dienstmannen) am Ende die oberste Leitung der Regie-
rung an sich rissen. Ja mehr, Einer von ihnen, Pipin der Kurze,
obwohl klein von Wuchs, doch strengen Geistes und starker Hand,
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