1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wir es in bet Provinz Preußen aussieht.
auch nicht ganz flach und eben. Von den fernen Grenzen Asiens
her zieht sich durch das weite Rußland hindurch ein Höhenzug, wel-
cher sich durch Preußen, Pommern und Brandenburg fort-
setzt; in unserer Provinz führt er den Namen preußischer Land-
rücken. Er breitet sich von der polnisch-russischen Grenze bis
an die Weichsel aus, und über diese zieht er sich nach Pommern
hinein. An einzelnen Stellen, wie bei Fischhausen, Elbing und
Danzig, reicht er bis an das Meer heran, während sich im Süden
nach der polnischen Grenze hin vom Lyckflusse an bis zur Weich-
sel und die Weichsel hinauf bis Thoren, sowie nach Posen hm
Niederungen mit Mooren und Brüchen ausdehnen.
Der Höhenzug ist breit und platt; seine größte Schönheit besteht
in der Menge von kleineren und größeren Seen, die auf demselben
zerstreut liegen, und deren Wasserspiegel lichtstahlblau glänzen; von
ihnen gehen Abflüsse oft in tief einschneidenden Schluchten nach der
Meeresküste oder nach den Sümpfen in den Niederungen an der
polnischen Grenze.
Auf der meist sandigen und mit Steinen bedeckten Hochebene
breiten sich unabsehbare Wälder rothbrauner Kiefern und silbergrauer
Tannen aus; an den Seen und in den Niederungen der Weichsel-
mündung sind Waldungen stämmiger Eichen und Weißbuchen, und
auf sonnigen Höhen bilden weißstämmige Birken hellgrüne Inseln
zwischen dunkelgrünem Nadelwalde. Mit diesen Waldungen wechseln
offne Strecken sandigen Bodens oder unwegsame Wildnisse, die mit
Granitblöcken zum Theil von ungeheurer Größe bedeckt sind. Graue
Flechten haben diese Felsstücke überzogen; in dem feuchten Boden
neben ihnen schießen Sandhafer oder Schmielen in Büscheln auf;
und in der Krume Erde, die sich in den Narben des Granits ge-
sammelt hat, steht einsam die rothe Pechnelke und blaue Glockenblume,
oder es fristet in derselben ein Birkenbüschlein ein kümmerliches
Leben.
Auf dieser Seenplatte erheben sich mehrere Berge; so steigt der
Schloßberg bei Wildenhof in der Nähe von Königsberg
700 Fuß, die Goldapper Berge und die Trunzberge bei El-
bing 600 Fuß, der Thur mb erg bei Schönberg in Pomme-
rellen 1015 Fuß, der Karlsberg bei Oliva 328 Fuß hoch auf.
Nach dem Meere hin und an den Flußthälern, wie an der Weich-
sel, an dem Niemen und Pr eg el, dehnen sich fruchtbare Niederun-
gen aus, in deren blauem Lehm- und Thonboden Weizen, Korn und
Gerste reichliche Frucht tragen, Tabak wächst und der Obstbaum ge-
deiht; auf den Wiesen weiden zahlreiche Pferde-, Rinder- und Schaf-
heerden. Auf den Flüssen finden Schiffe den Weg weit hinein in das
Land; an den Ufern hört man Sägemühlen schnarren, Oelmühlen
stampfen und sieht die hochgethürmten Speicher der Kaufleute. Den
Rand des Meeres bilden theils schmale Sandstreifen, auf denen Kie-
fern wachsen, theils 100 bis 200 Fuß hohe Sandberge oder Lehm-