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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Dir Weichsel. 7 ligionskenntniß haben, deren Welt ihr Floß oder Holztraft ist. Traften nennt man die Holzstöße, welche aus Galizien und Polen auf der Weichsel herabgebracht werden. Sie sind in unabsehbarer Länge an- einandergebunden, und auf ihnen befinden sich aus Brettern zusam- mengeschlagene Häuschen, in denen die auf den Traften befindlichen Leute wohnen. Ein langer, blonder Bart bedeckt das Gesicht der Flöß- knechte; ein graubrauner weiterwollkittel oder Schafpelz, dessen Wolle sie je nach der Witterung nach außen oder innen kehren, Hosen von grobem Drillich machen ihre Bekleidung aus. Mit hölzernem Löffel essen sie, während ihre Feuer einen grellen Schein auf die Getreidekähne, die unabsehbar sich hinziehenden Traften und auf die langen Weichsel- kähne mit dem unförmlichen Steuerruder und den thurmhohen Ma- sten werfen. 4. Die Städte an der Weichsel. An der Grenze West- preußens erhebt „die Königin der Weichsel", das alterthümliche Thorn, ihre gewaltigen Ring- und Festungsmauern. Thorn war die erste Feste, welche der deutsche Ritterorden erbaute. Die Stadt wurde bald so mächtig, daß sie nächst Danzig für die angesehenste Handelsstadt Preußens galt, bis die polnische Herrschaft, unter welcher sie von 1466—1793 stand, Handel und Macht herabbrachte. Sie ist die Vaterstadt eines der berühmtesten Sternkundigen, des Niko- laus Kopernikus; er wurde im Eckhause am altthornschen Thore am 19. Februar 1493 geboren und lebte als Domherr in Frauen- burg am frischen Haffe, wo er 1573 starb. Er hat die Ent- deckung gemacht, daß die Planeten sich um die Sonne drehen in länglichrunden Bahnen, und daß die Erdkugel sich außerdem noch um sich selbst bewegt. Thorn wurde durch Kopernikus weltberühmt und errichtete ihm 1853 eine Bildsäule. Den Fluß weiter hinab steigen an der rechten Seite auf den belaubten Uferhöhen die mit vielen Thürmen versehenen Kirchen der ehrwürdigen Stadt Culm empor. Dort am Fuße der Berge ließen sich die Ordensritter zuerst nieder, nachdem ihnen das Culmer Land vom Herzoge Conrad als Preis für ihren Beistand geschenkt worden war. Hier erwuchs der deutsche Bürgerstand zu Reichthum und Macht, wovon das gothische Rathhaus, sowie die freundlichen breiten Straßen mit ihren vielstöckigen Häusern zeugen. Oberhalb der Ossamündung erscheinen über Flachskähnen, Ge- treidespeichern und Baumgängen die grünen Wälle und Mauern der Feste Graudenz, welche Courbiere (spr. Kurbiähr) 1807 so rühmlich vertheidigte. Den Franzosen gab er auf die Meldung, daß es keinen König von Preußen mehr gäbe, die männliche Antwort: „So bin ich König von Graudenz." Die Feste ist von Friedrich dem Großen auf einem Berge eine Viertelstunde unterhalb der Stadt erbaut worden. An dem rechten Ufer der Nogat, etwa 2 Meilen von ihrer Mündung in das frische Hass, liegen die mittelalterlichen Thürme und
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