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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 13

1858 - Breslau : Hirt
Wanderung durch einige Ekädte 13 auffiel, was wild aufsprang und ihn mit glühenden Augen ansah. Es war ein gefangener Wolf. Der Mann hatte nichts in der Hand als seine Geige; in der Angst fängt er an, vor dem geöffneten Wolfs- rachen alle seine Stücklein aufzugeigen, die ihm selber aber dieses Mal gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolfe aber mußte diese Musik ganz besonders schön und rührend klingen, denn das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen. Die andern Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kameraden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein und kamen der Grube so nahe, daß das Geigerlein, an welchem kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, jeden Augenblick fürchten mußte, es kämen noch einige zu seinem Bischen Fleisch zu Gaste. In Todesangst spielte der Capellmeister, bis eine Seite nach der andern riß; sehnsüchtig guckte er, ob nicht der Morgen graute. Endlich kam der Förster, der die Geige in der Grube hörte, und zog den armen Geiger heraus. Der ist aber nach- her niemals wieder ins Wirthshaus zum Aufspielen gegangen. 7. Wanderung durch einige Städte. Gehen wir von dem südlichen Ende der Provinz aus, so kom- men wir zuerst nach Kempen; es liegt in einer sandigen Gegend an der schlesischen Grenze, ist aber eine gewerbsame Stadt, deren Bewohner Wachs bleichen und Tabak bauen. Weiter nördlich liegt Schildberg in einer sandigen, aber bergigen Waldgegend; es woh- nen dort viele Gerber. Theils durch sandige Strecken, theils durch Niederungen mit Teichen kommt man nach Ostrowo, einer belebten Stadt, in der die Rahmen mit dem aufgespannten Tuche zeigen, daß dort viele Tuchmacher wohnen. Westlich davon liegt Kro- toschin, was nach seinem letzten Brande schön aufgebaut ist; es ist die Hauptstadt des dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörenden Fürstenthums. Längs der schlesischen Grenze liegen au- ßer Krotoschin noch Rawicz, Lissa und Fraustadt. Ra- wicz wurde von den 1632 aus Schlesien vertriebenen Protestanten angelegt und ist mit Mauer und Graben umgeben; die Wälle sind jetzt, wie bei andern Städten, in Spaziergänge verwandelt. Sie ist von vielen Tuchmachern bewohnt. In einer sandigen Gegend, wie Rawicz, liegt auch Lissa. Seine Einwohnerzahl wuchs besonders im 17. Jahrhundert durch die Aufnahme vieler ihres Glaubens wegen aus ihrem Vaterlande vertriebenen Böhmen und Schlesier. Sie gründeten hier eine gelehrte Schule, die einen weiten Ruf er- langte und welcher auch aus der Ferne Zöglinge zuströmten. Aber 1709 wüthete die Pest in der Stadt, und später brannte sie zwei Mal fast ganz nieder. Jetzt ist sie wieder eine wohlhabende Stadt mit regelmäßigen Straßen und hübschen Häusern. Die Einwohner sind fast zur Hälfte Juden. Die Eisenbahn führt zwischen beiden Orten auch an einem Städtchen vorüber, dessen Name durch ein
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