1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schurig, Gottlob, Bock, Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Polen «in Wahlrerch.
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Polen erhielten Luft, errangen ihre Selbstständigkeit und behaupteten
sie mit Hülfe des großen Kurfürsten, dem dafür "der unabhängige
Besitz Ostpreußens bestätigt wurde. Nach dem Tode Karl X. Gu-
stav's, im Frieden zu Oliva (1660) verzichtete Johann Kasimir auf
die Krone Schwedens und trat Ehstland und Liefiand an Schweden
ab. Schon früher hatte die Moldau an die Türkei überlasten wer-
den müssen, und bald nach dem Olivaer Frieden mußte an Rußland
die Ukraine zurückgegeben werden. Johann Kasimir, von solchen
Unfällen betroffen und durch Parteiungen des Adels gekränkt, be-
schloß, der Krone überdrüssig, als Abt sein Leben in Frankreich.
2. Es wurde jetzt zweimal hintereinander ein polnischer Edelmann
zum König gewählt; der zweite war Johann Sobieski (1673 bis
1696). Dies ist der berühmte Retter Wiens von der Hand der
Türken. 280,000 Mann stark lagen diese vor Wien und bedräng-
ten es hart. Sie hatten in der Umgegend schrecklich gehaust und
mehr als 80,000 Christen in die Sklaverei geschleppt. Der tapfere
Befehlshaber von Wien, Rüdiger von Stahremberg, unter dem Hel-
denmüthigen Beistände von Bürgern und Studenten, schlug alle
Angriffe ab. Allein der Tod lichtete seine Reihen, Hungersnot!)
brach aus, und Wien war verloren. Da nahten die Retter: 50,000
Deutsche und der fromme, ritterliche Polenkönig Johann Sobieski
mit 18,000 der Seinen. In der Schlacht ging die polnische Rei-
terei mit ungeheurer Hitze vor und hatte das Unglück, von den Tür-
ken umringt zu werden. Aber das deutsche Fußvolk nahte herbei
und rettete die Polen. Die Schwaben und Franken nahmen die
stärksten Schanzen des Feindes, Sobieski rannte das feindliche Mit-
teltreffen an und jagte die Türken in die entsetzlichste Flucht. Jetzt
zogen die herrlichen Sieger in Wien ein. Aber der Kaiser war so
vornehm und steif gegen den ritterlichen Sobieski, daß Alle sich dar-'
über entrüsteten. Die Polen wollten auf der Stelle fort, aber So-
bieski beschwichtigte sie und blieb, so lange noch einige Gefahr da
war. — Im Jahre 1697 wurde der Kurfürst Friedrich August von
Sachsen zum König von Polen erwählt. Er war von hoher Ge-
stalt und erhielt den Beinamen der Starke, weil er soviel Kraft be-
saß, daß er Hufeisen und harte Thaler mit der Hand zerbrechen
konnte. Dabei hatte er eine große Sucht nach Genuß, beschäftigte
sich hauptsächlich mit glänzenden, kostspieligen Festlichkeiten und trach-
tete nach schimmernder Größe. Obwohl ein König von Polen fast
gar nichts zu sagen hatte, so erkaufte er sich doch die Stimmen der
polnischen Großen mit unermeßlichen Geldsummen, ja er erkaufte sie
um den Preis seines lutherischen Glaubensbekenntnisses, indem er
den katholischen Glauben annahm. Er verband sich mit dem Czaa-
ren Peter dem Großen von Rußland und dem König von Dänemark;
sie wollten alle drei über Schweden herfallen. Aber mit Feuereifer
und hartnäckiger Tapferkeit kam ihnen der junge, tollkühne Schwe-
denkönig Karl Xi!. zuvor. Dänen und Russen wurden schnell besiegt,