1847 -
Elberfeld Meurs
: Rhein. Schulbuchh.
- Autor: Kappe, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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Franzosen.
auf der Münsterhireke, 447 par. Fuss hoch, der höchste Thurm auf der
Welt.
Lyon 188,000 E. Ist die zweite Stadt des Reiches und hat viele
Seidenfabriken.
Auf der berg-reichen Insel Corsika, die auch zu
Frankreich gehört, ist unter den halbwilden Bewohnern die
Blutrache noch üblich.
St. Ajaccio (spr. ajatseko), 9000 E. In dieser Stadt ist Napoleon
gehören.
§. 49. Die Franzosen
sehen meist bräunlich aus, haben schwarze Haare, sind sehr flink in
ihrer Arbeit und sprechen sehr gerne und viel. Sie genießen meist
und gerne nur leichtverdauliche Speisen: Suppen, Hühner- und Zie-
genfleisch und Weißbrod. Vielleicht rührt mit daher, so wie vom
Genüsse ihrer guten Weine, ihr bewegliches Wesen. Die Neugierde
treibt sie schaarenweise in die Wirthöhäuser. Da sitzt denn einer
der wenigen, welche lesen können, am Tische und ließt die Zeitun-
gen vor, und alle andern hören so aufmerksam zu, als wenn ihnen
ihre Seligkeit angekündigt würde. Geht's in den Krieg, so sind alle
flugs bei der Hand. Jeder will gerne Offizier, jeder gerne berühmt
werden. Früherhin waren die zahlreichen armen Bauern nicht viel
mehr als Sklaven ihrer Edelleute und Klöster, und sie und die
Bürger allein mußten bezahlen, was die Unterhaltung des Landes
und die vielen Kriege kosteten. Sie wuchsen in unbeschreiblicher
Unwissenheit auf, und noch jetzt können von den 24 Mill. Erwach-
senen nur 9 Mill. lesen und schreiben, und von 6 Mill. schulfähi-
gen Kindern werden nur 2 Mill. unterrichtet. Die Preußen sind
den Franzosen besonders verhaßt, aber doch richten diese ihre Schu-
len meist nach den preußischen ein. Viele Männer dieses Volkes
sind sehr kluge, gelehrte Leute, aber die meisten derselben halten
dafür und sagen dem Volke: „Einen Gott mag es allenfalls geben,
gewiß aber keinen, der die sogenannte Sünde haßt und straft.
Macht euch das Leben zu nutze, esset und trinket und seid lustig;
wer weiß: vielleicht sind wir morgen todt." Und das Volk, unbe-
kannt mit Gottes Worte, hört solche Reden gern, und geht nimmer
in die Kirche, als am Fronleichnamsfeste. — Und warum gerade
dann? Um schöne Musik zu hören und sich im Staatsanzuge zu
zeigen. 4va Mill. Franzosen sind Protestanten, die seit der Revo-
lution wieder frei im Lande wohnen und handthieren dürfen. Sie
unterhalten eine Missionsschule in Paris und die Bessern unter ihnen