1837 -
Sondershausen
: Eupel
- Autor: Günther, Friedrich August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
168 Zweiter Abschnitt: Physikalische Geographie.
zurückprallenden Sonnenstrahlen die Atmosphäre weit leichter und
stärker erwärmen, während die auf der südlichen Halbkugel ge-
legenen Länder in schmale Spitzen auslaufen, und hier jenfeit
des 60. Breitengrades keine Spur des Landes mehr gefunden
wird. Auch verweilt die Sonne in der nördlichen Hälfte der
Ekliptik um 8 Tage länger, als in der südlichen, wodurch eben-
falls ein merklicher Unterschied des physischen Klimas erzeugt
Werden muß.
Sehr merkwürdig ist ferner hierbei, daß das physische Klima man-
cher Länder im Laufe der Jahrhunderte sich bedeutend geändert hat, und
diese Veränderung nach bestimmten Gesetzen fortwährend vor sich zu
gehen icheint. So war Italien um die Zeit von Christi Geburt
Vtcl rauher, als jetzt, und Schnee und Eis waren ganz gewöhnliche Er-
scheinungen in Rom, wo sie jetzt nur zu den seltenen Ausnahmen ge-
hören. Auch Deutschland war um die damalige Zeit viel rauher
und unwirthlichcr. Gewöhnlich giebt man als Grund dieser Verände-
rung den vermehrten Anbau, die-Ausrodung der Wälder, Trockenlegung
der Sümpfe ?c. an; aber war nicht Italien um die Zeit von Christi
Geburt bei weitem besser angebaut, als jetzt, und hat nicht, ganz unab-
hängig hiervon, auch in einigen Ländern die Kälte zugenommen, wie
dort die Wärme? Island und Grönland (Grünland, von sei-
nen schönen grünen Küsten also genannt), vor Jahrhunderten blühend
und volkreich, werden durch das an ihren Küsten sich anhäufende Eis
mehr und mehr unzugänglich, und die Vegetation verschwindet immer
wehr auch von den noch bewohnten Küsten. Syrien, Palä-
stina und Ägypten sind jetzt ungleich heißer und unfruchtbarer,
als früher; dagegen soll das Klima von Sibirien merklich milder
werden. Es scheint demnach, daß von Nordwest her die Kalte, und
von Südost her die Wärme zunimmt, und dieser Umstand, wenn auch
bis jetzt noch nicht genügend erklärt, wahrscheinlich mit der Ab- und
Zunahme der Schiefe der Ekliptik und den Veränderungen der Abwei-
chung der Magnetnadel in Verbindung steht.
Die physischen Jahreszeiten hängen lediglich von
dem Stande der Sonne oder der geographischen Breite ab,
und werden nur durch die natürliche Beschaffenheit des Bodens
modifiât. Wäre die Oberfläche der Erde vollkommen und
regelmäßig abgerundet, d. h. fänden auf derselben weder Erhö-
hungen, noch Vertiefungen Statt, so würden alle Länder von
gleicher Breite auch eine gleiche Temperatur haben, und die Wär-
me würde stufenweise von dem Äquator nach den Polen hin
gbnehmen, . Die verschiedene Höhe der Länder aber und eine
Menge sonstiger Umstände bewirken, daß die physischen Jahres-
zeiten von den astronomischen so sehr abweichen, daß nicht nur
häufig Länder von gleicher Breite eine gqnz verschiedene Tem?