1861 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Woerl, Joseph Edmund
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Baden
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mehr unterscheidende Wörter als wir. Hier sollen nur einzelne
derselben angeführt werden:
Den Ursprung der Flüsse nannten sie: Spring oder Urspring,
die Römer: fonles (roman. funtana). Das fließende Wasser
wurde von ihnen der Größe und Farbe nach unterschieden, z. B.
clur — Wasser: Durbach, Durlach; eschel = Brunnen: Eschel-
bronn bei Pforzheim; woher auch die vielen Ortsnamen stammen,
die mit Esch (fließendes Wasser) beginnen; braga — Quelle:
Brig und Breg, wozu als germanischer Beisatz: Aach, d. i. kleines
Wasser; andere Form: Bregenz, kleiner Bach; bibior, germanisi'rt
diber — Bach: Biberach; sein oder sam — Fluß, Irei — klein:
Treisam; Oisge, germanifirt: Wiese (urkundl. ^Vvirr, Wasser);
rinne, größerer Bach, auch Fluß, andere Form: rhin, rhein und
rhean u. s. w.
Der Bodensee hieß in der celtischen Zeit: lin (See), daher
Lindau. Die Linzer oder Lenzer (röm. Lentienses, auf deutsch:
Seeländer), ein mächtiger Germanenstamm, umwohnte östlich und
nördlich den Lin, an dessen Ende der Mindlinsee (mind — klein)
liegt, den eine spätere Zeit unter seltsamer Deutung in einen Win-
delesee verwandelte. Mummelsee ist eine neuere Form für Mum-
linsee (mum heißt Berg). Ein Lindau liegt noch bei Todtmoos,
wo in alter Zeit ein etwa 1 Stunde langer See war, seit dessen
Abfluß ein mit Moorgründen bedecktes Thal.
Anmerkung. Als die Römer gegen Mitte des 4. Jahrh. sich
am Bodenkee ansiedelten, mußte der Rhein sowie die ihnen wichtige
Burg Brigantia dieses große Wasser bezeichnen helfen: laens
Rheni, lacus brigantinus. Mit ihrer Verdrängung verschwand
diese Benennung; dagegen gestaltete sich ein anderer Name, der
von dem entgegengesetzten See-Ende, von der allmählich mächtiger
werdenden Bodenburg (bo — klein — lützel; dom, dem, dam
= Haus, Burg) ausging, sowie der waldige Bergstrich zwischen
dem Zeller- und Ueberlinger-See rück oder rik, d. h. Berg, also
Bodamrück bis zur Spitze der Landzunge genannt wurde. Die
Bodenburg, zur umfangreichen Pfalz der Karolinger erweitert,
heißt im weitern Verlauf der Zeiten Rodeme, podoma, endlich
Bodman. (S. S. 22.)
Das deutsche Wort See (altdeutsch seo) hatte im Celtischen
die Bedeutung von Berg und kömmt oft vor, wo keine Spur eines
See's zu finden ist, z. B. Seehalde am Kniebis. — egel ist ein
sumpfiges Thal, daher Egelsee zu Oberuhldingen, Egelbach bei
Radolfzell u. s. w. — rnerr heißt feuchter Boden, daher März-
hausen (alt: Merishusen) bei Freiburg und Merzbrunnen zu Ober-
eggenen.
Auch die Hügel und Berge hatten je nach ihrer Form und Lage
verschiedene Benennungen. Hieher gehören: ülal — breiter Hügel
oder Berg: Malberg und Malsch (von Aals und ea, Haus);
fahren — Anhöhe, Fahrenbühl bei Bermatingen; brenden, auch
Bränd, eine Bergbenennung, die oft vorkommt; wag — anstei-
gender Berg: Wagensteig bei Freiburg; hach = Berg: Hach-,
jetzt Hochberg bei Emmendingen; brom und schin als Bromberg
und Schin- oder Schönberg bei Freiburg; der Schinen bei Ra-