1861 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Woerl, Joseph Edmund
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Baden
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int A. Bonndorf: ad fauces; in Bräunlingen oder Hüfingen sucht
man das alte ßrigobanae.
Hauptorte der Römer in der südlichen Rheingegend waren:
Constanz (Conslanlia) und Juliomagus, das man in Blumen-
felv, Stühlingen und Schlaitheim sucht. Benachbarte Orte find:
Vindonissa, Windisch an der Aar bei Brugg; bei Schaffhausen
das Castell Unoth. Arae flaviae, Sigmaringen (nach Andern
Rottweil) und 8umlocenne (Rottenburg).
Im Lande der ßrisigavi (Breisgauer) wurden die bessern Ge-
genden in eine völlige Römercolonie verwandelt. Solche celtisch-
römische Anfi'edlungen waren: Altbreisach, mons brisiacus; bei
Badenweiler die aquae mit noch gut erhaltenem Römerbade; Lör-
rach: Laureacum; Riegel: Rigola; Ebringen: Ebunim? wozu
noch die vielen Kastelberge (castalia) zu rechnen sind. Ein Haupt-
ort war Zarten: farodunum.
In der Ortenau, im Pfinz- und Kraichgau vermuthet man:
in Ortenberg: Moradunum; in Ettlingen: Athiniacum; in Iffez-
heim: Bibium; in Durlach: Duriacum. Die wichtigste civitas
war daselbst Aquae Aureliae (Baden-Baden), zur Zeit Trajans
um 100 u. Ehr. romanisirt und durch Caraealla, dessen wahrer
Name M. Aurelius Antoninus ist, im Z. 214 zu einem großen
Lurusbad erhoben.
Die untere Rhein- und Neckargegend war einer der bewohnte-
sten Theile des römischen Vorlandes; gleichwohl haben sich nur
wenige römische Namen erhalten. Cupodunum, ein monimentam,
von Kaiser Valentinian erbaut, ist das heutige Ladenburg, wovon
der spätere Lobdengau seinen Namen erhalten hat. Das Dorf
Pforz (zwischen Lauterburg und Kandel) hat den Namen von
poetas, Schifferort. Castelle waren noch in Alta ripa, jetzt Alt-
rip, das einst vom Rhein westlich umflossen war; in Rastatt, Phi-
lippsburg, an der Mündung der Weschnitz (Visucius).
Römische Töpfereien waren zu Riegel bei Kenzingen, zu Rhein-
zabern und zu St. Zlgen bei Nußloch; eine Münzstätte (die ein-
zige) in Breisach.
Als die Römer von den Alemannen um 400 n. Chr. nach und
nach verdrängt wurden, erloschen fast alle ihre Städte- und Castell-
nameu. Die Deutschen germanisirten oder übersetzten sie wieder
in ihre Sprache; so wurde z. B. aus pons longus bei Bruchsal
Langenbrücken, aus Murus Mauer, aus petra ficta oder fissa
Hauenstein, aus aquae Bäder u. s. w. Nur in Coustanz ist noch
der alte Name verblieben, obgleich auch dessen Beseitigung bereits
angebahnt war; denn als die Linzer Alemannen nach blutigen
Kriegen, nimmer rastend, endlich auch dort ihre Feinde aus Burg
und Wall vertrieben, verschmähten sie es, wie überall, sich inner-
halb der Römermauern niederzulassen. Solche Steinmassen waren
ihnen verhaßt. Sie errichteten nach ihrer Art daselbst leicht gebaute
Wohnungen „nid der Burg" (entsprechend den häufigen Ausdrücken
„nid und ob dem Wald"), ein Name, der in Constanz für einen
Stadttheil noch vorhanden ist, aber einer Niederburg zugeschrie-
den wurde, die nirgends aufzufinden ist. Doch hat sich der Name
Constanz in dem der Zerstörung preisgegebenen Castell, das ohne
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