1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
D. Ost-Europa. I. Das. Kaiserthum Rußland. 301
Reiter. Je weiter dies System vorschreitel, desto mehr hört im Russischen
Reiche die Conscription auf, da die Söhne der Colonisten geborne Soldaten
sind. Schon hat man den Etat der colonisirten Soldaten aus 3 Millionen
berechnet, von denen die Hälfte immer bereit seyn soll ins Feld zu rücken.
Nach den neuesten öffentlichen Bekanntmachungen besteht die Seemacht
gegenwärtig aus 464 Scegeln mit 5000 Kanonen armirt und mit 33,000
Matrosen, 9000 Seesoldaten und 3000 Artilleristen bemannt. Unter den
Schiffen befinden sich 70 Linienschiffe, 18 Fregatten, 13 Kutter und Briggs,
54 Schooner, 121 Kanonenböte, 20 Galeeren, 63 Jöllen, 80 Falkonets.
Die ganze Flotte ist in 3 Divisionen, der weißen, rothen und blauen
Flagge eingetheilt. Jede Division commandirt ein Admiral- Jede Division
ist wieder in 3 Eskader eingetheilt, von denen die erste ein Contre-, die dritte
ein Biceadmiral befehligt. Sonst unterscheidet man auch wohl die beiden großen
Flotten des Baltischen und des Schwarzen Meeres, von den Flottillen des
Kaspischen und Ochozkischen Meeres. Seit 1815 scheint Rußland aber mehr
das Heer, als die Marine ins Auge zu fassen. Große Secarsenale sind zu
Kronstadt, Riga, Cherson und die bedeutendsten Schiffsdocken zu Kronstadt.
Ein Linienschiff von Eichenholz und 64 Kanonen kostet in Kronstadt
200,000 Rubel. —
10. Eintheilung des Staats und Ortsbesä)reibung.
Das ganze weite Kaiserreich wird gegenwärtig (seit 1783) in Gou-
vernements oder Sratt Halter schäften eingetheilt, welche den Na-
men nach ihrer Hauptstadt führen. Sie haben wieder mehrere Kreise. Man
hat aber bei dieser Eintheilung weniger auf den Flächenraum, als auf die
Bevölkerung gesehen, und diese möglichst gleich zu machen gesucht; so daß
einige Gouvernements eine sehr große Ausdehnung, andere dagegen einen ge-
ringen Umfang haben. Das größte Gouv. Archa ngel, ist fast drei Mal so
groß, als der ganze Preußische Staat, es enthält 16,226 Q.ml., hat aber
nur 263,000 Bewohner. Das kleinste Gouv. ist dagegen B i a l y st o ck, wel-
ches 158 Q-Ml. mit 224,000 E. enthält. Im Eusopäischen Rußland sind
40, im Asiatischen 13 Gouvt. Mehrere Lander gehören aber unter gar kein
Gouv., als: das Land der Donischen Kosaken am Schwarzen Meere, der
Kosaken am Bug, die Inseln im östlichen Ocean und die Colonica an der
N. W. Küste von Amerika, und das Königreich Polen. Auch haben die
1812 von den Türken abgetretenen Provinzen Bessarabie» und ein Theil
der Moldau, so wie der größte Theil der Länder am Kaukasus, nebst den
1813 von Persien abgetretenen Stücken, noch keine Gouvcrnemenrs-Ber-
fassung.
1. Das Gouvt. St. Petersburg. St. Petersburg. (Br. 59°
56/ 23//. L. 47° 59'' 30"), die zweite Hauptst. des Reichs und Residenz der
Russischen Monarchen, an der Münd. der Newa in den Kronstädtischen Bu-
sen auf 12 schön gruppirten Inseln dieses Flusses. Sie ist die jüngste
unter den Europäischen Hauptstädten: aber eine der größten und pracht-
vollsten auf der ganzen Erde; die erste Fabrik- und Manusacturst., zugleich
der erste Seehandelsplatz des Reichs; mit einer Festung, einem Hafen, herrl.
und großen Palästen und in ihrer Umgebung prächtigen kaiserl. Lustschlös-
sern und Gärten. Peter I. ist ihr Erbauer und legte 1703 den ersten
Grundstein zu derselben. Im Laufe eines Jahrhunderts erhob sie sich mit
beispielloser Schnelligkeit, Pracht und Größe über die meisten ihrer Schwe-
stern. Nach Peter I. haben besonders Elisabeth, Katharina Ii., Paul I. und
Alexander I. vieles zur Verschönerung der Stadt beigetragen, und große
Summen zu Bauten werden noch jährlich angewiesen. Ihr Umfang ist nahe