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1. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 124

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
124 Marsch „alte Land" aus, dessen Bewohner sich vom Garten-, Feldbau, Viehzucht und Schifffahrt nähren. Hauptflecken da- rin sind Estebrügge und Jork. Eine eben so große und reich angebaute Marsch ist die von Kehdingen mit dem Hauptflecken Freiburg. Sie liegt nördlich von Stade. Westlich von der Oste liegt das sechs Meilen große Land Hadeln, was nur durch Teiche gegen Überschwemmung gesichert ist. Haupt- städtchen darin ist Otterndorf mit 2000 Seelen, s Stunde vom Elb-Deiche. Dieser Elbdeich von 40' Höhe mit \ Stunde breiten Außen - Deichen, woran sich die Wellen brechen, ehe sie den Hauptdamm erreichen, kostet jährlich an 50,000 Thlr. Von Otterndorf stammte Meiners und daselbst war der Dichter Voß vom Jahre 1778 — 82 Rector und begann da- selbst seine kunstvolle Übersetzung des Homer. Aus dieser Gegend stammt ursprünglich die Familie des Geschichtsfor- schers Riebuhr und der ausgezeichnete Physiker und Astro- nom H. W. Brandes. Eine Schwester Hadelns ist das gleich fruchtbare Marschländchen Wursten, was ebenfalls von friesischen Abkömmlingen bewohnt wird. Beide Ländchen sind der Lüneburger Haide gegenüber betrachtet goldne Auen. Diese Marschstriche taugten anfangs, ehe sie entwässert und ge- gen das Meer durch Dämme geschützt waren, nur zum Theil zu Viehweiden. Im 12. Jahrh, kamen holländische Ansiedler, und ihre Mühe wurde bald mit üppiger Ergiebigkeit gelohnt. Die Natur des Landes erfreut freilich, den erhabenen Anblick des Meeres abgerechnet, nicht das menschliche Auge, doch in der schweren und feuchten Luft gedeihen Menschen und Thiere vortrefflich. Die Pferde sind stark, groß und dauerhaft, die Kühe geben bei dem kräftigen Graswuchse fette Milch und vortreffliche Butter. Der Körperbau der Bewohner ist statt- lich und trotz Speck, Klößen, Pöckel- und Rauchfleisch sind sie doch nicht schwerfällig, sondern munter und aufgeweckt. Die Wohnungen liegen hier wie an der friesländischen Küste nicht in engen Dörfern zusammen, sondern im Lande zerstreut umher. Die Marschen sind nicht sehr bevölkert. Bauern- höfe von 2 bis 6 Pferden, die Kötherhöfe heißen, gibt es wenige, der schwer zu bestellende Boden gehört fast lauter großen Höfen von 10, 20, 30 Pferden zu, um welche sich Beisassen oder Meier niedergelayen haben. Jedes Gehöft eines Bauern ist mit einem breiten, tiefen, von Weiden meist bepflanzten Graben umgeben, und draußen liegen die Lände- reien des Besitzers umher. Die stattlichen Bauernhöfe sind der Seestürme und der heftigen Regengüsse wegen mit Stroh ge- deckt, sie bergen in ihrem Innern aber oft einen gediegenen Hausrath an kostbaren Schränken, an feinem Porzellan und an silbernen Thee- und Kaffeegeschirren. Sütlich davon liegt
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