1852 -
Jena
: Döbereiner und Schreiber
- Autor: Billig, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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burtsort von Fr. Schiller (geb. 1789 ff 1805), dem Lieb-
lingsdichter des deutschen Volkes, sehen. Vor seinem Ge-
burtshause ist jetzt seine kolossale Statue von Thorwal'dson
aufgestellt. Im W. liegt Mark-Groningen, der Ge-
burtsort von dem berühmten freisinnigen Theologen Paulus.
Daselbst wird alljährlich am Bartholomäustage ein Schäfer-
markt, eine Art Volksfest, gehalten. Auf diesem Orte haf-
tete das Recht der „Reichssturmfahnc" (Erzpanzeramt) und
kam mit ihm an die Fürsten Wirtembcrgs. Weiter abwärts
liegen Laufen am Neckar, wo Landgraf Philipp von
Hessen und Herzog Ulrich 1534 die Ocstreicher schlugen,
und die uralte Reichsstadt Heilbronn mit 12,000 Einw.
Seine Lage ist allerliebst und macht es zur ersten Handels-
stadt des Neckar. Es blühen daher hier Handel und Ge-
werbe. Der Weinbau ist vorzüglich. Heilbronn hat in den
Fehden zur Ritterzeit eine wichtige Rolle gespielt und in der
Vergangenheit liegt sein größter Ruhm. Daselbst ist noch
der alte „Diebsthurm" zu sehen, in welchem 1525 der Rit-
ter Götz v. Berlichingen mit der eisernen Hand drei Jahre
lang gefangen gesessen hat. Wer kennt nicht das „schöne
Käthchen von Heilbronn?" Nahe bei Hcilbronn liegt das
durch vorzüglichen Weinbau ausgezeichnete Städtchen Weins-
berg, das wackere Städtchen, dessen Weibertreue aus dem
12ten Jahrh, bekannt und von Bürger in einer Romanze
besungen ist. Als der Kaiser Konrad Iii. 1140 die Stadt
belagerte, in welche sich sein Feind, der Herzog Welf von
Baiern geworfen hatte, so drohte er den Männern den Tod,
weil sie die Thore nicht öffneten. Als die Stadt sich nun
ergab, erlaubte er den Weibern allein auszuziehen und mit-
zunehmen, was sie tragen konnten. Darauf nahm jedes Weib
ihren Mann auf den Rücken und so zogen sie zur Stadt
hinaus. Konrad lachte herzlich darüber, und sprach: „ein
Kaiser hält sein Wort." Noch jetzt sieht man auf einem
nahen Berge die Trümmer des alten Schlosses Weibcrtreu.
Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt? Die Weiber sollten Abzug han
Soll sein ein wackres Städtchen, Mit ihren besten Schätzen;
Soll haben, fromm und gut gewiegt Was übrig bliebe, wollte man
Viel Weiberchen und Mädchen. * Zerhauen und zerfetzen.
Einsmals der Kaiser Konrad war Drauf als der Morgen bricht hervor.
Dem guten Städtchen böse, Gebt Achtung! Was geschiehet?
Wild rückt' heran mit Kriegesschaar Es öffnet sich das nächste Thor.
Und Reisiaengetöse. Und jedes Weibchen ziebet,
Ihr Schurken, komm' ich 'nein, so wißt. Mit ihrem Männchen schwer im Sack
Soll hängen, was ein Mannsen ist. So wahr ich lebe! Huckepack. —
Hier zu Weinsberg wurden im Bauernkriege 1525 viele Gräuel
verübt und der Graf von Helfenstein mit seinen Genossen
durch Peitschenhiebe in die vorgehaltenen Spieße getrieben,