1852 -
Jena
: Döbereiner und Schreiber
- Autor: Billig, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
226
■ r - -V ¿¿.1.
größten Wichtigkeit, bringt ihm unberechenbare Vortheile, und
trägt daneben viel zu der Anmuth und den Reizen bei, welche
Nassau zu einem der schönsten Länder Deutschlands machen.
Bis Rüdesheim gleitet der Strom sanft und ruhig dahin, ist
daher breit und hat viele Inseln (Auen) in seiner Mitte.
Von Ehrenfels an bis Braubach verengen hohe und steile
Bergwände das Bett, der Fall ist sehr stark, sein Lauf geht
über Felsen dahin, welche das Bingerl och, ein Felsenriff bei
Bingen, das wilde Gefährt zwischen Bacherach und Caub,
und über St. Goarshausen eine Felsenwand, die Bank, bilden.
Von da zeichnet sich das Rheinthal durch seine mannichfal-
tige und reiche Ausstattung besonders aus. Es wechseln da-
selbst das Liebliche und Romantische mit Großartigem, das
Schöne mit Furchtbarem, das Milde und Anziehende mit
wild Schauerlichem. Nicolaus Vogt sagt in seinen Schilde-
rungen: „Bei Mainz, wo der Main sich mit dem Rheine
vereinigt, rücken die Gebirge nach Norden zu näher zusammen,
und bilden um den stillen Fluß her das köstliche Rheingau.
Zn diesem Paradiese findet der Künstler die reizendste Verbin-
dung von sanfter und wilder Schönheit. Bei dem Ausflüsse
der Nahe an dem Bingerloche werden diese immer höher,
wilder, schauerlicher. Mit den Krümmungen des Flusses
komme» und verschwinden sie, wie in einer Zauberlaterne.
Wir sich eine Aussicht von hinten verschließt, thut sich eine
andere und seltsamere von vorne auf. Bei dem Lurley und
St. Goar wird sein Bett so eng, so tief, seine Ufer so graus
und wild, daß er in die Schweiz zurückgetreten zu sein scheint.
Die verschiedene Gestalt und Farbe der Berge und Felsen,
das Drehen und Wenden seines Laufes, die vielen Wirbel
und Klippen über und unter seiner Fläche, die magische Be-
leuchtung durch einfallende Lichter und Schatten, nebst den
mannichfaltigen Gebäuden, Trümmern und Anstalten, welche
später seine Bewohner umher angepflanzt haben, machen diesen
Theil des Rheinufers zu einem wahren Feenlande, an welchem
große Meister unter den Malern ihre Pinsel versucht haben."
Unterhalb Braubach erweitert sich das Thal und gleicht bei
Ober- und Niederlahnstein einem fruchtbaren Garten. Im
weiten und fruchtbaren Rheingau gewähren die Kapelle bei
Rauenthal, der Boß bei Eberbach, das Schloß Johannisberg,
der Niederwald bei Rüdesheim und die Rossel im Niederwald
die gemüthlichsten Aussichten.
Die Grafen von Nassau leiteten ihren Ursprung von
Otto, Herrn zu Laurenburg, einem Bruder des Kaisers
Konrads I. von Franken im 10ten Jahrh. ab. Diese Gra-
fenfamilie, welche seit der Erbauung der Burg Nassau 1158
sich nicht mehr Grafen von Laurenburg, sondern Grafen von