1860 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel
- Hrsg.: Wagner, Karl Theodor
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Astatische Türkei.
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thäler die Wege zu den Bergpässen nach Iran laufen. Durch die
Vereinigung des Frat u. Tigris 30 M. vom Meere wird der Schalt
el Arad gebildet, der über Basra, bis wohin die größten Seeschiffe
segeln, durch ein Labyrinth von Kanälen und stagnierenden Wassern
zur Mündung in den persischen Meerbusen fließt.
Boden u. Klima. Die Länder der asiatischen Türkei zeichnen
sich durch eine große Mannigfaltigkeit der Bodenformen aus. Sie
gehören größtentheils zum vorderasiatischen Hochlande. Im
No. liegt das Hochland von Armenien, dessen 5 — 7000' hohe
Vergebenen den Quellbezirk des Frat, Tigris und Aras bilden, von
relativ unbedeutenden, doch fast das ganze Jahr schneebedeckten Berg-
reihen durchzogen werden, und obschon baumlos u. kalt, doch durch
Grasreichthum der Viehzucht sehr günstig sind. Diese erhabene Berg-
insel, in deren Beherrschung sich Russen und Türken getheilt haben,
wird von schneebedeckten Hochgebirgen umgürtet, deren Abfall gegen
N. u. S. sehr steil, allmählicher gegen O. u. W. ist. Am bedeu-
tendsten erhebt sich der No.-Rand in dem Ararat (s. S. 234).
Im O. des Wan-See's sinkt das Hochland zu der persischen Alpen-
landschaft Aserbeidschan hinab (Paß von Bajesid). Den Süd-
rand bildet der östliche Taurus, über den der wichtige Paß von
Bitlis im W. des Wan-See's führt. An ihn schließt sich das
Bergland Kurdistan im O. des Tigris, welches hohe, gut bewäs-
serte und fruchtbare Gebirgsebenen enthält und durch seine Unzugäng-
lichkeit dem Freiheitssinne der kriegerischen und räuberischen Bewohner
Vorschub leistet. Gegen W. setzt sich das Hochland von Armenien in
den sich westwärts und nordwärts senkenden Hochebenen Klein-
asiens fort, die, im Durchschnitt 2000' hoch, von mannigfachen,
meist von Nw. nach So. streichenden Vergreihen unterbrochen wer-
den (in diesen der höchste Berg der vulkanische Erd sch i sch sargaos^
bei Kaisarieh o. 12,000' hoch) und nach der verschiedenen Höhe bald
baumlose Grastriften, bald wüste Strecken mit salzigen Steppe.nseen,
bald fruchtbare Ackecgesilde sind. Den höheren Südrand bilden die
Parallelketten des westlichen Taurus, welcher sich vom Durchbruche
des Euphrat an längs der Südküste von Kleinasien unter verschiedenen
Namen, z. B. Bul^ar-Dagh im N. von Cilicien mit dem
11,000' hohen Metdesis, nach W. bis zum Mb. von Adalia hin-
zieht, steil u. stark bewaldet zum Mittelmeere, sanft nach innen zu
abfällt. Die vorliegenden schmalen Küstenlandschaften (Cilicien und
Pamphylien des Alterthums) stehen durch die wichtigen cilicischen Pässe,
die über Zweige des Taurus führen, mit Syrien in Verbindung.
Im N. senken sich die kleinasiatischen Hochebenen in parallelen Slu-
fenketten, die sich im O. an den Nordrand von Armenien anschließen
und gegen W. immer niedriger werden, zu schmalen Küstenstrichen
hinab. Gegen W. laufen sie in drei Bergländern aus, von denen
das nördliche auf der Südseite des Marmara-Meeres, das alte Mysien
(darin der Olympus im S. von Brussa 8000'), im Id a (4600')
an der Dacdanellenstraße endet, das mittlere im alten Lydien die be-
quemsten Zugänge zum Innern darbietet und das südliche, das alte
Karien, die höchsten, bis über 8000' aufsteigenden Berge enthält u.
Stein n. G. Lüste Aufl. 10