1860 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel
- Hrsg.: Wagner, Karl Theodor
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Berberei.
291
Das Atlasland wird von dem Gebirgssystem des Atlas,
einer großen Zahl schroffer und zerrissener, der Meeresküste parallel
laufender Gebirgsketten, vom atlantischen Ocean bis zum Syrtenmeere
durchzogen. Unmittelbar an der Küste lausen von der Gegend von
Tanger und Ceuta aus Gebirgsketten nach O., die ein gebirgiges
Küstenland bilden, das von den Berbern Rif (Küstenland), von den
Arabern Sahel (Seerand) genannt wird. Im S. schließt sich ein
besonders in Algier breiter Strich ebenen Landes an u. jenseits des-
selben folgt weiter südlich ein Gebirgsgürtel, höher als das Küsten-
gebirge, welcher mit dem 2900' hohen Cap Ger am atlant. Ocean
beginnt, in seinem höchsten Theile in Marocco von den Europäern der
hohe Atlas, von den arabischen Maroccanern aber Dschebel el
Teltsch, d. h. Schneeberg, genannt wird, im S. der Stadt Ma-
rocco zu 10,700' aufsteigt u. unter verschiedenen Namen durch Algier
u. Tunis bis zum Syrtenmeere sich fortsetzt. Weite ebene Landstriche
breiten sich im S. davon aus, die schon den Namen Sahara füh-
ren, aber keine dürre u. menschenleere Landschaft bilden, u. im Sw.
durch den langen Dräafluß u. weiter nach O. durch eine Reihe großer
Oasen begrenzt werden, die in einer tiefen, gegen O. durch Salzseen
ausgezeichneten Einsenkung liegen. Nach der möglichen Benutzung des
Bodens theilen die Bewohner das Atlasland in das Tell, wo Ge-
tceidefrüchte gedeihen, u. in das Land der Weiden so wie der Datteln
oder die Sahara. Unter den zahlreichen fließenden Gewässern ist
kein einziger schiffbarer Fluß. Sie sind meist Bergströme u. münden
'theils in das mittelländische Meer u. den atlantischen Ocean, theils
in die Salzseen der Ebenen, theils verlieren sie sich im Sande. Das
Klima der Küstengegenden ist dem des südlichen Spanien gleich und
das ganze Jahr hindurch sehr gleichmäßig, viel strenger erscheint es
im gebirgigen Innern, in der Sahara herrscht im Sommer außer-
ordentliche Hitze, tritt im Winter dagegen nicht selten Schnee- und
Eisbildung ein.
Das Land von Tripoli ist von dem vorigen ganz verschieden.
Die niedrige und sandige Küste ist im westlichen Theile bei einiger
Bewässerung nicht unfruchtbar, im östlichen Theil um den Golf von
Sidra tritt aber die große Sahara bis an das Meer und daher heißt
dieser Strich auch bei den Eingebornen Sert od. die Wüste. Hoch
und felsig ist der östlichste Theil des Landes, das vom Meere aus
schwer zugängliche Plateau von Barka, daß sich jedoch nach O.
gegen die ägyptische Grenze hin allmählich verflacht. Nach dem Innern
von Tripoli erhebt sich jenseits einer erst sandigen, dann aber frucht-
baren wellenförmigen Ebene das 2200' hohe Ghuriangebirge,
an dessen Südfuße sich wieder fruchtbares Land ausbreitet. Auf dieses
folgt weiter südlich ein großes, steiniges und wasserloses unbewohntes
Hochland, die Hammada mit der Oase Ghadamis, u. an dessen
Südfuße endlich als tiefe Mulde mit unzähligen kleinen Oasen das
Land Fesnn (Fezzan), schon ein Theil der großen Sahara.
Produkte. Salz reichlich, des. Quell- u. Seesalz, Eisen in
Marocco u. Algier, Kupfer, Blei, Zinn (Algier), Salpeter (Tunis);
Getreide, Gemüse und Südfrüchte, wo sie Vorkommen in üppiger
19 *