1831 -
Leipzig
: Reclam
- Autor: Thamm, Johann Karl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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waren seine Lieblinsgerkchte, und aus Abneigung gegen
allen überflüssigen Aufwand soll er schon einmal als Kna-
be einen Schlafrock, der ihm zu kostbar schien, verbrannt
haben. Erholung und Vergnügen suchte er besonders
in einer Abendgesellschaft, die er das Tabackscolle-
gium nannte, wozu er seine Generale auch gern Ge-
lehrte und Staatsrathe einlud, und wo bey dünnem Bier
und einer Pfeife Taback über allerhand Gegenstände ver-
traulich gesprochen wurde. Das Häuschen, in wel-
chem diese Zusammenkünfte gehalten wurden, steht in
Potsdam, auf dessen Verschönerung er überhaupt viel
verwendet. Er liebte sowohl in dieser Gesellschaft als
auch überall die Aufrichtigkeit und Geradheit, und re-
gierte zugleich mit solcher Strenge undgerechtigkeirsliebe,
daß er selbst über seinen Sohn, den nachfolgenden groß-
ßen König, als er einmal gegen seinen Willen gehandelt
hatte, das Todesurtheil auszusprechen im Begriffe stand.
Eine besondere Vorliebe hatte er für große und schön ge-
wachsene Soldaten, welche er überhaupt sehr liebte, und
suchte sich solche fast um jeden Preis und aus allen Lan-
dern Europa'ö zu verschaffen; ob er gleich den Krieg so
viel er konnte vermied. Seinen erhabenen Sinn für das
Wohl seines Volkes beweiset die Stiftung des großen
Waisen ha u ses für Soldare nki «der in Potsdam,
ein herrliches Denkmal seiner Landesfürsorge, ferner die
Erbauung eines großen Krankenhauses in Berlin und ein
Geschenk von 150,000 Thlr. zum Besten niederer Schu-
len, deren er über 1000 auf dem Lande anlegen ließ.
Außerdem aber unterstützte er auch den Handel und die
Fabriken, gab Befehl, alle wüsten Stellen in Sradten
und Dörfern anzubauen, nahm viele arme aus ihrem
Vatellande vertriebene Familien in seine Staaten auf,
und unterstützte sie mit ansehnlichen Geschenken, so daß
sein Name gewiß heute noch bey Tausenden ihrer Nach-
kommen im dgnkbarsten Andenken lebt. Bey seinem Tode