1831 -
Leipzig
: Reclam
- Autor: Thamm, Johann Karl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Sorgen für das Wohl seines Volkes. Im Sommer stand
er gewöhnlich um 4 Uhr auf, und als er sich einstmals
weigerte aufzustehen, ließ sich der Kammerdiener, wel-
cher ihn wecken mußte, nicht abhalten, zu sagen: „Euer
Majestät haben befohlen, um 4 Uhr geweckt zu wer-
den; ich darf Sie nicht langer im Bette lasten!" wor-
auf der König aufstand und den Gehorsam seines Kam-
merdieners lobte. Ja, er wollte sich den Schlaf ganz
abgewöhnen; allein die Natur zwang ihn, von seinem
Vorhaben abzustehen, und er mußte sich doch wenig-
stens 6 Stunden Schlafs in jeder Nacht gönnen. Bcy
allen seinen Kriegen und vielen Ausgaben, die er jedoch
nicht für sich, sondern zum Besten des Landes verwen-
dete, hinterließ er dennoch bey seinem Tode einen Schatz
von vielen Millionen Thalern, und schrieb in seinem Te-
stamente: „mein Schatz gehört nicht mir, son-
dern dem Staate;" so wie er auch zu sagen pfleg-
te: „der Staat ist reich, ich aber bin arm."
Am i/ten August 178.6 starb er endlich, der große Kö-
nig, den man mit Recht den Einzigen nennt, bewun-
dert und geachtet von seinen Zeitgenossen, gefürchtet und
geschätzt von seinen Feinden, geliebt und beweint von
seinen Unterthanen, besonders von seinen Soldaten, wel-
che mit unaussprechlicher Liebe an ihm hingen, obgleich
er sehr streng gegen sie war. Sein Nachfolger Frie-
drich Wilhelm Ii., sein Bruderssohn, zeichnete sich
zwar durch Leutseligkeit und Milde aus, so wie er auch
schon früher unter Friedrichs Fahnen sich den Ruhm der
Tapferkeit erworben hatte; ließ sich aber von Günstlin-
gen regieren und von der Liebe zum Vergnügen Hinreißen,
was wir bey seinem Vorgänger nicht sindeu. Sowohl
hierdurch, als auch durch einige kostspielige Feldzüge wur-
de die Schatzkammer bald geleert, obgleich sich auch das
Land unter seiner Regierung, besonders durch die Thei-
lung Polens, fast um ein Drittheil vergrößerte. Dieses,