1831 -
Leipzig
: Reclam
- Autor: Thamm, Johann Karl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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vom rechten Ufer aus gesehen, wegen der Menge ih-
rer zum Theil sehr hohen Thürme sehr gut aus, ob-
gleich sie im Innern unregelmäßig gebaut ist und meh-
rere krumme finstere Straßen hat. Sie ist jetzt aufs
neue befestigt worden und enthalt 64,5oo E., wel-
che sich theils vom Handel und von der Schifffahrt,
lheils auch von der Betreibung mehrerer Fabriken z. B.
in Seide, Baumwolle, Wolle, Taback und von der
Spitzenklöppelei ernähren. Außerdem ist Köln der Sitz
eines Erzbischofs und vieler andern hohen Landesbehör-
den und steigt, seitdem sie im Jahre 1816 zu unserm
Vaterlande gekommen ist, immer mehr in seinem Wohl-
stände und in seiner Bevölkerung. Daß es in einer
so großen und so alten Stadt mancherley Sehenswür-
digkeiten giebt, könnt ihr schon von selbst denken, be-
sonders sind die hiesigen meist katholischen Kirchen dar-
an sehr reich. Der Dom ist unter allen öffentlichen
Gebanden das wichtigste; er ist zwar bey weitem nicht
vollendet, ob man gleich fast 200 Jahre daran ge-
baut hat, gehört aber dennoch zum Herrlichsten, was
je die altdeutsche Baukunst hervorgebracht hat, und
würde, wenn er gänzlich ausgebant wäre, der schön-
ste Tempel in der Welt seyn. Das Innere desselben
enthalt viele Grabstellen berühmter Männer, mehrere
werthvolle Gemälde, und auch die sogenannte golde-
ne Kammer, in welcher die Kostbarkeiten der Kirche
aufbewahrt werden. Außer mehrern andern Kirchen
ist besonders noch die der heiligen Ursula zu bemerken.
Man findet in ihr eine Menge von Schädeln, fast
alle mit goldenen Hauben oder Hüten, auf denen Per-
len und Edelsteine schimmern, verziert, und Gebeinen
aufgehäuft, welches die der in der katholischen Kir-
che für heilig gehaltenen Jungfrau Ursula und ihrer
11,000 Gefährtinnen seyn sollen. Es wird nchmlich
erzählt, daß hier vor mehr als tausend Jahren eine
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