1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wird, so sieht man auch zuweilen auf einmal Nebel und Wolken
entstehen, und die sonst durchsichtige Luft auf einmal trübe werden,
wenn eine plötzliche Kalte eintritt. Dadurch treten also die Dunst-
theilchcu dichter zusammen, vereinigen sich auch wohl und werden
somit sichtbar. Das Beschlagen der Fensterscheiben und frischge-
fülltcr Weingläser in warmen Stuben erklärt sich auf dieselbe
Weise. Schweden die so sichtbar gewordenen Wasserthcilchen in
der untern Luftschicht, so heißen sie Nebel. *) In der obern
Luft sind sie nichts anders, als die uns allen bekannten Wolken.
Wolken sind Nebel in der obern Luft. Das haben diejenigen er-
fahren, die auf hohen Bergen gewesen, deren Spitzen in Wolken
gehüllt waren. Ich bemerkte einmal auf einer Reise ins romantische
Roerthal, wie bei Roerbcrg eine schwere Regenwolke an den
obern Bergrändcrn hinstreifte, regnend sich immer mehr senkte
und nun gar wider die Hähern Berggipfel anstieß, sich dann auf-
lockerte, rechts und links ausbreitete und zuletzt uebelartig indem
Kermcter Hochwalde verlor.
» Die Höhe, in welcher die Wolken schweben, ist nach Beschaffenheit der
Dunstmasscu sehr verschieden. Die sogenannten Federwolken, welche
daö Aussehen zarter, leichter Fäden haben, die sich bald als gekräuselte
Locken, bald als baumähnliche Verzweigungen zeigen, sollen unter allen
die höchsten Ca — 1 Meile hoch) sein; sie sind die ersten, welche
von der aufgehenden Sonne, und die letzten, welche von der unter-
gehenden Sonne beleuchtet werden. Die Hattfcnwolken, dunkle,
oft kegelförmige und gerundete Berge darstellend, schweben in einer
Höhe von 4—9000' oder '/z — % Stunde. Die düstern,mächtigen Re-
genwolken ziehen meist nur 500—1500' hoch über dem Boden.
17. Morgens und Abends, besonders in sumpfigen Gegen-
den , in Flußthälern, an Seen und am Mcete sieht man
häufig Nebel. Städte au Meeresküsten, wie: London, Calais,
Ostende, Antwerpen, Amsterdam, haben fast jeden Mor-
gen Nebel, welcher sich erst gegen 9, 10—11 Uhr Vormittags
verzieht und von der Sonne bewältigt wird. Auf dem hohen
*) Der schweizer Naturforscher Saussure zu Genf hat den Nebel
durch ein Vergrößerungsglas (Microscop) beobachtet und ver-
sichert, er bestehe aus unzähligen feinen Wafferbläschen, die
mit Luft angefüllt seien.