1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Felswänden herab. Die Dunstwolke, welche sich aus dem verstobe-
»en Wasser bildet, ist schon in 5 Meilen (Entfernung zu sehen.
Der Staub bach im Lauterbrunnen-Thale stürzt von einer Fels-
wand zur andern aus einer Höhe von wenigstens 800' nieder;
nur ein Theil des Wassers erreicht den Boden, das übrige ver-
dunstet während des Falles in der Lust oder zerstiebt zum feinsten
Staubregen. Wo wenig erhöhte Felsen- und Klippenreihen (Riffe)
einander folgen, da entstehen abgesonderte Cuskaden; der Strom
stießt hier nicht, er stürzt von Fall zu Fall; das Wasser springt
gleichsam von Fels zu Fels, von Klippe zu Klippe. Die härtesten
Felsmassen bleiben als Klippen, Steindämme oder Inseln
oft Jahrhunderte lang mit ihm im Kampfe, bis auch diese Hin-
dernisse besiegt sind.
14. Bei Wasserfällen und Stromschnellen geräth das Wasser
häufig in eine kreisende, wirbelnde Bewegung, welche die gefürch-
teten Wirbel und Strudel bilden. Im Rheine sind das Bin-
gerloch, das wilde Gesähr und andere Strudel berüchtigt und
haben schon manchem Schiffe den Untergang bereitet. Sind Ströme
so stark eingeengt, daß ihre felsigen User gleich Wänden und Thor-
pseilern aufstreben und dem Wasser nur einen schmalen Durchgang
lassen, so werden solche Stellen Thore, Pforten (Porta) ge-
nannt. Bei Minden bildet die Weser, bei Orsowa die Donau
ein solches Thor; jene wird das „Westphälische" (Porta west-
phalica), diese das „Eiserne Thor" (Porta ferrea) genannt.
15. Das ruhiger fließende Wasser des Mittel- und Unterlauses
setzt die aus höhern Gegenden losgerissenen und mit fortgeführten
srenidartigen Gegenstände, als : Steine (Gerölle), Sand, Schlamm,
Holz, Reiser, Stroh, Laub nach und nach wieder ab, wodurch das
Flußbett erhöht und ausgefüllt wird und Stromspaltungen veran-
laßt werden. Eine Untersuchung des Rheinwassers bei Bonn ergab,
daß der Rhein daselbst durchschnittlich jeden Tag 146,000 Kubik-
fuß erdige Theile mit sich hinabführt. Der Hoang-Ho in China
führt täglich 48,000,000 Kubikfuß Erde in's gelbe Meer. Beobach-
tungen haben gezeigt, daß, wenn man ein Glas Wasser aus dem
Ganges bei hohem Wasserstande schöpft, man ungefähr einen
Theil Schlamm und vier Theile Wasser erhält. Man darf sich daher
nicht wundern, wenn aus dem Absätze des Wassers im Mündungs-