1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wo es wenig regnet, nicht Schrecken und Unheil bringend, sondern
sehr erfreulich und fruchtbringend ist. Der Rhein schwillt im
Unterlaufe jährlich 2 mal an, tritt auch wohl und oft sehr ver-
heerend , aus seinen Ufern. Das Wasser des Rheins hat bei
Basel (der Grenze des Oberlaufs) gewöhnlich im Januar den
niedrigsten Stand. Es wächst regelmäßig bis zum Juli und nimmt
von da an eben so bestimmt wieder ab. Hieraus erhellet, daß der
größte Theil jener Wassermasse, welche bei Basel durch den Rhein
abfließt, von schmelzendem Schnee der Hochgebirge herrührt. Zu
Cöln und weiter abwärts, also im Unterlaufe, wo der Rhein
nicht bloß aus den Quellen der Hochgebirge, sondern auch noch
aus vielen Quellen niedriger Gegenden besteht, die von Herbstregen
und Schneefall anschwellen, ist sein Stand im Oktober am tiefsten;
nun wächst das Wasser bis zum Februar und März und nimmt
sodann wieder bis Mai ab, um im Juli abermal die 2. Höhe zu
erlangen, welche die Schneegebirge des Quellbezirks veranlassen.
21. Der Weg, welchen ein Fluß von der Quelle bis zu seiner
Mündung zurücklegt, wird sein Lauf genannt. Eine gerade Linie
von der Quelle bis zur Mündung gedacht, gibt die Hauptrich-
tung des Flnßlaufeö und zugleich den nächsten Abstand der
Quelle vom Meere an. Weicht ein Fluß von seiner Hauptrichtung
ab, und windet er sich vielmehr vielfach hin und her, so bildet
er Schlangenwindungen (Serpentinen). Dieser schlängelnde,
vielfachgekrümmte Lauf des Flusses ändert so oft und zuweilen so
bedeutend, daß die wahre Länge desselben schwer zu ermitteln ist.
Die ganze Länge des Rheines mit allen seinen Krümmungen
(seine Stromentwicklnng) beträgt 150 Meilen oder 300 Stun-
de», der direkte Abstand aber nur 90 Meilen oder 180 Stunden,
folglich betragen die Serpentinen oder Krümmungen 120 Stunden.
Die Stromentwicklung der Donau beträgt 374, der direkte Ab-
stand nur 220 Meilen. Die Stromentwicklung der Weichsel
beläuft sich auf 130, der direkte Abstand aus 70 Meilen , also
kaum die Hälfte des ganzen Laufes. Die Wolga hat eine Strom-
entwicklung von 514 Meilen, ihr nächster Abstand beträgt
nur 150 Meilen; demnach haben die Windungen derselben den
Lauf fast um das Vierfache verlängert. Bei der Mosel beträgt der
direkte Abstand kaum die Hälfte ihrer ganzen Länge. Aber eben diese