1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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die Lust, und kann für die menschliche Gesundheit gefährlich wer-
den. Hierdurch wird nun jeder von euch leicht zu der Ueberzeugung
gelangen, daß die starken Mceresbcwegnngen von dem größten
Nutzen für uns sind. Hörten die Winde auf, das Meer bis in die
Tiefe aufzuwühlen, fänden Ebbe und Fluth, woran fast der ganze
Ocean Theil nimmt, nicht mehr Statt und mischten beständige
Strömungen das kalte und lauwarme Seewasser nicht mehr, so
würde das stillstehende Meer in Fäulniß gerathen, ein großer
Eitcrpfuhl werden und die ganze Bevölkerung des Erdbodens
sammt den Thieren dahinraffen! (Siehe Anhang : Windstille auf
dem Meere.)
44» Man hat vielfach sich bemüht, Meerwaffer trinkbar zu
niachen, aber kein künstliches Mittel hat einen für Seefahrer
günstigen Erfolg gehabt. In den Eis- oder Polarmeere»
find die Schiffenden gegen Mangel trinkbaren Wassers geschützt:
sie brauchen nur Eis einzusammeln und zu schmelzen, da dieses
keine Salzthcile, die cs beini Frieren ausscheidet, mehr enthält.
Meerwasser ist seines Salzgehaltes wegen schwerer als
Negen- und Flußwasser. Ein Gesäß mit Regenwasser von
65 Pfd. Schwere würde, mit Seewasscr gefüllt, 72 Pfd. wiegen.
Daher rührt es auch, daß Flußschiffe, welche in See fahren,
minder tief gehen, als vorher. Unfern Gibraltar soll aus 4000'
Tiefe heraufgeholtes Meerwaffer in 100 Pfd., 17 Pfd. (17 Prozent)
Salz aufgelöst enthalten haben. Doch ist die Salzmenge nicht in
allen Theilen des Oceans gleich groß. Durchschnittlich beträgt der
Salzgehalt nur 5 Prozent. Zn Buchten und Binnen-Meeren, de-
nen viel süßes Wasser durch Flüsse und Ströme zugeführt wird,
ist das Seewasser minder salzreich, als dasjenige des Weltmeeres.
Das Meer setzt das Salz hin und wieder an den Küsten, oft
in Strecken von 30 Meilen, in großer Menge ab, doch ge-
winnt man das nöthige Kochsalz leichter in Meeres-Salinen
(Salzsiedereien) durch Kunst. An den Ufern des Meeres, an den
Küsten Frankreichs, Spaniens, Portugals, Sicilienh,
Afrika's ic. bildet die Salzfabrikation oft beträchtliche Nah-
rungs- und Handelszweige. Das Meerwaffer wird zu diesem Zwecke
in große, wenig tiefe, mit Steindämmen umgebene Teiche ge-
leitet , verdunstet darin nach Beschaffenheit der Luft langsanier