1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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bedeutender Tiefe ist die Temperatur weit niedriger, als oben. In
den heißen Zonen ist das Wasser der Oberfläche -ss- 20 bis -j-
22'/20 R. erwärmt; in einer Tiefe von mehreren 1000 Fuß besitzt
es nur 3 bis 4° Wärme, in den Eismeeren dagegen ist das
Wasser der Oberfläche weit kälter als in der Tiefe. Durch die
fortwährende Bewegung, welche das Meer durch Winde, Strö-
mungen, Ebbe und Fluth erleidet, werden die Wasser der verschie-
den erwärmten Mcerestheile beständig gemischt und erhalten dadurch
im Allgemeinen eine ziemlich gleichmäßige Temperatur. Je größer
der Salzgehalt des Seewassers ist, und je stärker es bewegt wird,
desto weniger leicht gefriertes. In den P o l arg eg e n d e n , wo
nicht bloß hohe Berge, sondern auch niedrige Gegenden mit ewi-
gem Schnee und Eise bedeckt sind, ist das Meer so von Eis er-
füllt, daß Seefahrten niißlich, gefahrvoll und zum Theil unmöglich
werden. Die Nordküsten Asiens sind höchst selten frei vom Eise
und die Umschiffnng derselben niißlingt meist. Grönland und
Nordamerika sind an ihren Nordküsten bis heute noch unbe-
kannt geblieben; alle Versuche, sie zu umfahren, mißlungen. Selbst
einzelne Inseln des nördlichen Eisnieeres, wie Spitzbergen,
Nova-Sem bla sind nur an einzelnen Stellen im hohen Som-
mer frei vom Eise und auf Schiffen erreichbar. Das Eismeer
zeigt im Winter hohe Eisrücken mit großen Thälern; breite,
offene Stellen und Eisspalten bilden Seen und Bäche, und selbst
im Sommer ist das Meer stets mit Eisschollen bedeckt, die durch
Winde und Strömungen unter dem Namen von „Treibeis"
südwärts geführt werden.
Der Ocean liefert ungeheuere Eismassen; das Grönlän-
dische Eis erregt Staunen und Bewunderung durch feine
zauberhaften Formen. Eisfelder sind große, oft unabseh-
bare Ebenen von geringer Höhe über dem Meere. Es gibt
deren, welche 25 Meilen lang und 12 Meilen breit sind, und
etwa 15 — 20' tief unter das Wasser gehen. Durch Schnee,
welcher selten ganz, meist nur theilweise wegschmilzt., bilden sich
nach und nach Unebenheiten auf dem Eise; Hügel und kleine Eis-
berge entstehen auf dergleichen Schollen. Unter schrecklichem Ge-
räusch und mit furchtbarer Gewalt stoßen zuweilen schwimmende
Eisfelder gegeneinander, brechen und zerfallen in zahllose Stücke,
welche den Wallsischfahrern Gefahr und Tod drohen. Nicht selten