1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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galten nicht als gute Zeichen; solche Erscheinungen lassen aus hef-
tigen Sturm in der Höhe schließen.
Der Gipfel des Mont-Blanc ist, in gerader Linie, nicht weiter
als zwei und eine viertel Stunde von Chamouny entfernt; aber
die Bergfahrt erfordert mehrere günstige Tage; nur in besonders
glücklichem Falle läßt sie sich während acht und vierzig Stunden
beendigen. Im Durchschnitt hat man siebenzehn bis achtzehn Stun-
den nöthig zum Ansteigen; das Absteigen, welches natürlich im
Ganzen schneller von statten geht, dauert etwa neun Stunden.
Vermögend, wenigstens wohlhabend muß man sein, um die Partie
zu machen; denn die Anstalten sind keineswegs unbedeutend und
die Kosten verhältnißmäßig groß. Für einen Mont-Blanc-Bestei-
ger, der, zwei oder niehrere Träger und Gehülfen abgerechnet,
sechs Führer nöthig hat, werden 450 bis 600 Gulden gerechnet.
Paccard hatte mit Balmat allein die Reise unternommen; Saus-
sure und seine Reisegenossen waren von achtzehn Führern beglei-
tet, die physikalische Geräthschaften, ein Zelt, Bett, Leitern, Stan-
gen, Stricke, Lebensniittel, Stroh u. s. w. trugen. Geschmolze-
ner Schnee dient nicht selten als Trank. Ihr erstes Nachtlager
pflegen die Bergfahrer au den „Grands—muletszu nehmen. Mit
diesem Ausdrucke bezeichnet mau eine steile, fast senkrechte Felsen-
gruppe, die sich, in 10,640 Fuß Meereshöhe, einem Leuchtthurm,
gleich, inmitten eines Gletscher-Meeres, etwa 400 Fuß hoch er-
hebt. Das Erklettern der „Grands—muleis“ ist äußerst beschwerlich,
auch keineswegs ohne Gefahr, denn man niuß sich dabei ans
mürbe, brüchige Gesteinmassen stützen; aber es sind die letzten
Felsen, welche bis zuni Gipfel einigen Schutz darbieten. Unter
einem Vorsprung können sieben bis acht Männer mühsam neben
einander liegen. Die Nächte sind zuweilen sehr peinlich; Wind
und große Kälte herrschen auf dieser Höhe. Chamouny-Bewohner
können die Ansteigenden durch Ferngläser auf den Grands-Mulets
erkennen. — Manche Mont-Blanc-Ersteiger sehen sich genöthigt,
in kleinen Grotten, welche sie sich von Führern im Schnee aus-
graben ließen, zu übernachten. Zn solchen Weitungen wird Stroh
ausgebreitet und mit Bergstöcken und Leintüchern eine Art Zelt
gebildet. Oft ist jedoch die Nachtruhe von geringem Belang; aus
den Höhen herunter donnernde Lavinen, das Krachen berstender
und brechender Gletscher ist sehr störend. — Es gibt Führer,