1831 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel, Hörschelmann, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Asien.
Arm Baghiratha Ganga, entspringt urtter 31 o 4' Br. und
96° 33' O. L. bei Gangotri, der südliche oder linke Arm, Ali-
cananda Ganga, unter 30° 40' Br. und 97° 12' L. bei Bha-
drinath. Beide vereinigen sich unter dem alleinigen Namen Ganges
bei Sirinagur im Alpenlande, welche Stelle Devaprayaga heißt,
und einer der heiligsten Wallfahrtsörter ist, und nach kurzem
Laufe tritt nun der Strom bei Hurdwar aus dem Gebirge in
die Ebenen Hindostans ein. In diesem Mittellauf zieht er erst
süd-, bald südostwärts mit vielen Serpentinen durch die frucht-
barsten Uferlandschaften, nimmt Ii an Größe zum Theil den
Rhein übertreffende Nebenflüsse auf, hat bei Rajemahl die letz-
ten Stromschnellen, und verlaßt bier Behar, um südwärts durch
Bengalen seinen unteren Lauf fortzusetzen. Oberhalb Mur-
schad abad, 44 M. in gerader Linie vom Meere, beginnt nun
die Stromscheidung und liegt die Spitze des Delta. Der rechte
Arm, Kotsimbusar, vereinigt sich mit einem zweiten Arm, dem
Jellinghi, unterhalb Kischenagur, und bildet nun den großen
Westarm Hugli, der bei Calcutta vorbeiströmt, und allein von
großen Seeschiffen aufwärts befahren wird. Der linke oder östliche
Hauptarm, der den Namen Ganges behalt, verliert seinen großen
Wasserreichthum durch unzählige Stromspaltungen und Kanäle,
welche die Hunderte von Inseln des Deltalandes bilden, welches
nach den Mündungen zu der Sunderbund heißt. Dieser ist noch
immer im Wachsthum begriffen, da die schwache Strömung den
mitgebrachten Schlamm und Sand nicht fortschaffen kann, der
nun vor den Mündungen immer neue Sandbänke ansetzt, welche
mit der Zeit als trocknes Land hervortreten. Alle Inseln und
Ufer dieses Sunderbundes sind mit dichten Waldungen und Ge-
strüppe bedeckt, der Aufenthalt wilder Thiere, aber für Menschen
der bösen Ausdünstungen wegen fast unbewohnbar. Die Breite
des Ganges steigt bis zu f M., und matt hat berechnet, daß er
in jeder Stunde 248 Mill. Kubikfuß Wasser, zur Zeit der Über-
schwemmungen wohl das Dreifache ins Meer gieße. Diese Über-
schwemmungen treten im oberen und mittleren Lauf schon mit
dem April, im unteren erst mit dem Juni ein, und dann bildet
der Sunderbund mit dem angränzenden Flachlande ein großes
Süßwaffermeer, aus welchem nur die durch kostbare Deiche geschütz-
ten Ortschaften hervorragen. Der Ganges ist mit den meisten
seiner Nebenflüsse für die Hindu ein heiliger Strom, dessen Was-
ser von jeder Sünde reinigt. Daher sind an besonders heiligen
Stellen die Ufer mit massiven Prachttreppen versehen, mit Gär-
ten und Baumgängen für die Pilger geschmückt zur Haltung der
Gebete, Opfer und Waschungen, unzählige Tempel erheben sich
an ihm, und sein heiliges Wasser wird auf den Schultern bis in
die äußerste Südspitze Dekans getragen. Rechte Nebenflüsse: