1865 -
Weimar
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich, Oertel, Friedrich Maximilian
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Brasilien.
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Die Produkte sind die erwähnten südamerikanischen, dazu kommen
noch Affen, Tapire, Faulthiere, Armadille, deren Fleisch wohlschmeckend
ist; Baumwolle, Bataten, Kaffee, Zucker, Cacao, Cassia, Jpecacuanha,
Paraguaythee, jetzt auch chinesischer Thee, dessen Anbau man mit Glück
versucht hat. Pisang, Balsam-, Kautschuk- und Gummibäume, Indigo,
Kokosbäume, Brasilienholz, Mahagoni; besonders viele Diamanten und
Seesalz.
Die Zahl der Einwohner beträgt fast 7,700,000, theils Weiße,
Abkömmlinge von mancherlei europäischen Nationen, besonders Portu-
giesen, theils Negersklaven und freie Farbige, theils dem Staate
unterworfene Indianer. Es giebt aber auch noch im Innern viele
freie Indianer, Tupayos oder Gentios genannt, leicht über 100
Stämme, von welchen die meisten die Ufer des Amazonenslusses und des
Paraguay bewohnen. Sie sind Nomaden und ernähren sich von der
Jagd, dem Fischfänge, dem Honige wilder Bienen und von Wurzeln
und Früchten der Waldungen. Die meisten dieser Stämme gehen ganz
nackt, und einige verzehren das Fleisch ihrer getödteten Feinde. Ihre
Wohnungen sind fast immer im Dickicht der Urwaldungen versteckt; da-
hin gehören die Botocuden, die Puris rc. Landesreligion ist
die katholische. Von den Ureinwohnern sind noch viele Heiden. Die
Industrie ist erst im Entstehen. Der Handel ist wichtig und wird
vorzüglich mit Briten und Nordamerikanern betrieben. Seine wichtig-
sten Artikel für die Ausfuhr sind Kaffee, Zucker, Färbeholz, Häute,
Hörner, Rum und Diamanten.
Diese vormals portugiesische Besitzung bildet einen in 20 Provin-
zen getheilten Staat, an dessen Spitze ein Kaiser, seit 1831
Pedro Ii. steht, der aus dem in Portugal regierenden Königshause
Braganza stammt.
Rio Janeiro, Hauptst. des ganzen Landes und Residenz des Kaisers auf
einer Landzunge an der Bai gl. N. und am Fuße mehrerer Berge, ist ^ M. lang
und gut gebaut, der Mittelpunkt des brasilianischen Handels, hat den geräumig-
sten und sichersten Hasen der Erde, eine neue, prächtige Domkirche, einen kaiser-
lichen Palast, eine merkwürdige Wasserleitung und fast 300,000 E. Allenthalben
umgeben schöne Landhäuser und Gärten die reifende Stadt, in deren Nähe das
kaiserliche Lustschloß S. Christovao liegt. Petropolis, eine neue, meistens
von Deutschen angelegte Kolonie,^6 M. von Rio Janeiro, am Abhänge der Serra
Estrella, mit einem kaiserlichen Sommervalaste, enthält über 3000 E., worunter
2500 Deutsche. Bahia, sonst San Salvador, die vormalige Hauptst. des
Landes, an der Allerbeiligenbai, nach Rio Janeiro die größte und reichste Han-
delsstadt Brasiliens, hat einen durch mehrere Forts vertheidigten Hafen, eine Ci-
tadelle und 200,000 E. Die ganz aus europäischem Marmor aufgeführte Jesu-
itenkirche ist das größte und prächtigste Gebäude der Stadt. Fernambuco oder
Pernambuco, St. am Flusse Capiparibe, besteht aus dreitheilen und bat mit
der 1 M. davon gelegenen St. Olinda 62,000 E., die bedeutenden Handel mit
Färbcholz treiben. 0>an Luis de Maranhao, St. auf der Insel gl. N., hat
einen durch Forts beschützten Hafen, beträchtlichen Handel und 33,000 E. Belem
oder Par», St. an dem Parü, der sich 14 Meilen davon in das Meer ergießt,
'ü gut gebaut, treibt ansehnlichen Handel und bat 31,000 E. Cincora oder
Sincaru, neu entdeckter Diamantendistrikt, wo bereits viele tausend Menschen
mit dem Aufsuchen der daselbst in großer Menge vorhandenen Diamanten sich be-
schäftigen. San Paulo, St., welche eine Gewehrfabrik und 25,000 E. hat und