1857 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Berthelt, August, Jäkel, Julius, Petermann, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritte Beobachtung. Wenn man von der Spitze eines Masibaumes
einen Stein auf das fahrende Schiff herabfallen läßt, so fällt er auch neben
dem Mastbaume nieder, obgleich man denken sollte, er müßte weiter hinten im
Schiffe niederfallen, da das Schiff in vorwärtsgehender Bewegung ist. Diese
Erscheinung erklärt sich daraus, daß der Stein, als ec sich noch auf der Spitze
des Mastbaumes in unserer Hand befand, schon in die Bewegung des Schiffes
mit verseht worden war und nun auch während des Herunterfallens diese Be-
wegung beibehielt.*) Wäre der Stein in einer geringeren vorwärtsgehenden
Bewegung gewesen, so würde er weiter hinten im Schiffe, hätte er dagegen
eine schnellere Bewegung gehabt, als das Schiff, so würde er noch vor dem
Mastbaume niedergefallen fern.
Denken wir uns nun statt'des Schiffes die Erde und statt des Mastbau-
mes einen hohen Thurm. Wenn die Erde wirklich sich um ihre Achse dreht,
was muß dann in schnellerer Bewegung sein, der Fuß des Thurmes oder die
Spitze des Thurmes? Es ist kein Zweifel, daß die Spitze, da sie ja einen
größeren Kreis zu beschreiben hat, auch in schnellerer Bewegung sein muß.
Stellen wir uns nun mit einer Kugel in der Hand auf den Thurm, so wird
auch dieser Kugel eine schnellere Bewegung — von West nach Ost — mitge-
theilt, als der Fuß des Thurmes hat. Wo muß nun die Kugel hinfallen,
wenn wir sie unserer Hand entgleiten lassen? Genau senkrecht herab, oder
muß sie etwas westlich oder östlich von der senkrechten Linie entfernt auffallen?
Wenn die Erde sich wirklich von West nach Ost dreht, und demnach die Kugel
auf der Höhe des Thurmes eine größere Geschwindigkeit nach Ost hat, als der
Fuß des Thurmes, so muff auch die Kugel beim Herabfallen östlich von der
senkrechten Richtung abweichen. Man hat nun hierüber die genauesten Ver-
suche angestellt und wirklich die Beobachtung gemacht, daß eine solche Abwei-
chung stattfindet. Auch daraus hat man ganz mit Recht den Schluß gezogen,
daß die Erde sich um ihre Achse bewegt.
Wir konntep noch mehr Beweise für die Achsendrehung der Erde
aufstellen; wir könnten daran noch erinnern, daß man auch bei den
anderen Weltkörpern eine solche Achsenbewegung wahrgenommen hat;
wir könnten auch den neuen und sehr interessanten Beweis des Pariser
Gelehrten Foucanlt vorbringen, der sich auf die Beobachtung bei
den Pendelschwingungen gründet, wenn nicht die angeführten schon
genügten. Kurz, die Erde bewegt sich regelmäßig bin-
nen 24 Stunden um ihre Achse oder um siel) selbst.
Daraus erklärt sich die Erscheinung der täglichen Be-
to egnng des Himmels.
Gedachte Linien auf der Erde. Die Erde ist also eine
große Kugel, die sich alle 24 Stunden um ihre Achse bewegt. Denkt
man sich die Erdachse über den Nord- und Südpol hinaus bis an
den Himmel verlängert, so trifft sic dort gerade den Nord- und Süd-
pol des Hinnnels und sie ist dann zur Himmelsachse geworden. Es
ist auch ganz natürlich, daß die scheinbare Himmelsachse und die wirk-
liche Erdachse zusammenfallen und die Erd- und Himmelsachse in
einer Linie liegen müssen.
Gleichweit von beiden Erdpolen cittfernt, geht, wie schon gesagt,
der Aequator der Erde. Derselbe fällt mit dem Himmelsäquator zu-
sammen, d. h. wer auf dem Aequator um die Erde herum geht, hat
imlncr deit Himmelsäquator genau über seinem Haupte. Auch das
kann natürlicher Weise gar nicht anders sein.
*, S. meine Naturlehre. 2. Aufl., §. 6.
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