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1. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 278

1834 - Münster : Deiter
278. Die europäische Türkei. vorgeschrieben, besonders im Monate Ramadan. Die Kirchen der Muhammedaner heissen M o sch een, die Haupt- kirchen D schäm ien; sie haben Kuppeln und viele hohe schmale Thürmchen, Minarets genannt, von denen herab man täglich die 5 Zeiten des Gebets durch Rufen verkündigt. Viele Moscheen haben einen Fußboden von Marmor, mit kostbaren Teppichen belegt, und nach der Gegend von Mekka hin steht ein Stuhl für den großen Propheten, und dahin muß man beim Gebet sein Gesicht richten, selbst auf der Straße. An den Mauern der Moschee flimmern des Nachts viele Lampen. Ehe der Muselmann die Moschee betritt, wascht er sich an der Thür in einem Becken. Der Gottesdienst besteht aus Vorlesungen des Korans und aus Gebeten. Die Mu- hammedaner glauben an ein ewiges Leben, dichten sich aber einen Himmel voll irdischer Vergnügen. Der Türke als Morgenlander ist in vielen Stücken das Gegentheil des Abendlanders. Wenn er grüßt, so bleibt er aufrecht stehen, legt die linke Hand auf's Herz, und sagt: Salam aleikom! (Friede sey mit dir!) Mit Du wird auch der Fürst angeredet. Er sitzt beim Essen u. s. w. mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden; er entblößet nie sein Haupt — solches halt er für Narr- heit — er scherzet und lacht nie, weil er es für eine Un- anständigkeit betrachtet, und spricht immer ohne Affect, ohne Gebahrde. Immer tragt er seine Religiösität zur Shhau: selbst wer Brod und Wasser in den Straßen feil bietet, rufet nicht: Kaufet Brod, kaufet Wasser! sondern: ,,Allah ist freigebig, Allah ist barmherzig!" Ue- berall hört man Seufzen und Stöhnen, wenn einer der 99 Beinamen Gottes ausgesprochen wird. Die Gesellschaften der Tücken sind steif und stumm. Dem Gaste reicht der Sclave Wasser zum Waschen, man be- dient seinen Bart gehörig mit Weihrauch und Salben; man raucht zusammen Tabak aus 2 Ellen langen Röh- ren , trinkt Kaffee ohne Milch und Zucker zusammen, sieht sich stumm an, und scheidet stumm. In den öffent- lichen Kaffeehäusern, die sehr schmutzig sind, findet man Gaukler, Mährchenerzähler und Tänzerinnen, aber die Gäste verziehen keine Miene, geben keinen Laut von sich. Die Bäder versäumt ein Türke wohl keinen Tag, und in ihnen herrschet große Reinlichkeit und Pracht.
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