1834 -
Münster
: Deiter
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Guinea.
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Trespuntas- (drei Spitzen) und Formosavorge-
birge. Im Innern, das uns sehr unbekannt ist, sind
viele mit Schnee bedeckte Gebirgsreihen. Es fehlt nicht
an großen Flüssen, unter denen der Sierra- Leona-
fluß (bei der Mündung 3 Stunden breit), der Volta,
der Benin, der Eongo genannt werden müssen. Der
große Meerbusen von Guinea dringt tief ins Land
ein, und hat nirgends Klippen oder Sandbänke, sondern
überall guten Felsengrund.
Das Klima ist, wie in Senegambien: man halt Gui-
nea für das Heisseste Land auf Erden. Ausserordentlich
üppig ist das Pflanzenleben. Das sogenannte Guinea-
gras erreicht eine Höhe von 10 bis 15 Fuß, und birgt
große Heerden von Büffeln, Elephanten, Antilopen und
wilden Schweinen und Schlangen. Ba^d vor der Regen-
zeit/ werden die Savannahs (Graswälder) von den
Negern angezündet, weit und breit wird davon Nachts
der Himmel geröthet, indessen man bei Tage nur die ge-
waltigen Rauchwolken aufsteigen sieht. Ganze Schaaren
von Raubvögeln versammeln sich, die lebendig gebratenen
Schlangen, Eidechsen und andere Thiere zu verzehren, die
sich vor dem schnell um sich greifenden Feuer nicht haben
retten können. Hier und da brechen aber aus dem bren-
nenden E'.aswalde ganze Schaaren von Elephanten, Lö-
wen und Gazellen hervor, und Reisende müssen vor ihnen
nicht selten auf Bäume fliehen. Bald, nachdem die Gras-
walder abgebrennt sind, folgt mit der Regenzeit in wenig
Tagen wieder ein üppiges Grün. —- Alle Gewächse ge-
deihen hier gut, und in dieser Hinsicht steht Guinea Ost-
indien wenig nach. Vorzüglich wird Reis gebauet, wel-
cher mit Pfeffer gewürzt das tägliche Brod des Negers
ist. Auch hat er Brod aus Kassave, Pams und Bataten;
Ananas wachsen wild in Wäldern und an Flüssen, eben
so Erbsen, Hirse, Tabak, Zuckerrohr und Baumwolle,
Mais wird mehrmalen im Jahre geerntet. Die meisten
europäischen Gewächse gedeihen auch hier. Die Oelpalme
liefert durch Abzapfen einen erfrischenden Wein, durch die
Kerne ein Oel, das anstatt der Butter gebraucht wird,
Der Kolanußbaum hat kostbare Nüsse, und der Papaga
Blätter dienen beim Waschen statt der Seife, ihre Stiele
als Pfeifenröhre, ihre Blättergewebe zu Stricken. Po-
meranzen wachsen das ganze Jahr wild, der hieher ver-