1852 -
Hamburg [u.a.]
: Schuberth
- Autor: Petersen, Hans
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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unförmlichen Kopf, röthliche Augen, angeschwollenen Unterleib, dabei
sind sie träge, gefräßig und schmutzig.
Minder augenfällig, doch vielleicht bedeutender, als die körperlichen
Verschiedenheiten der Völker, sind die geistigen, die sich äußerlich zunächst
in der Sprachverschiedenheit darstellen. Diese letztere ist größer oder
geringer, je nach der entfernten oder näheren leiblichen Verwandtschaft.
Mitglieder einer Familie pflegen nicht bloß ganz ähnliche körperliche
Bildung, sondern auch eine auf einer gemeinsamen Geistesrichtung
beruhende, fast vollkommene Sprachgleichheit zu haben. Mehrere ver-
wandte Familien bilden ebenso einen Stamm, mehrere verwandte Stämme
eine Völkerschaft, ein Volk oder eine Nation, mehrere Nationen einen
Völkerstamm; — immer aber spricht sich der Verwandtschaftsgrad dieser
kleinern oder größer» Vienscheuhaufen nicht blos in einer gewissen Aehn-
lichkeit des körperlichen Gepräges, sondern noch vielmehr auch in der
größeren oder geringern Sprach-Uebereinstimmung aus, die nur der Aus-
druck der innerlichen Uebereinstimmung überhaupt ist. — So wie ein Volk in
verschiedene Stämme zerfällt, so zerfällt seine Sprache in verschiedene
Dialecte oder Mundarten, — während die Sprachen mehrerer verwandter
Völker einen Sprachstamm bilden. Man spricht daher, um die verschiedenen
Verwandtsschaftsgrade auszudrücken, von Mutter- und Töchtcrsprachen.
Außerdem unterscheidet man todte und lebende, Ursprachen und abgeleitetes
Gegenwärtig kennt man ungefähr 800 Sprachen und zwar in
Europa 53, in Asien 153, in Afrika 115, in Australien 117 und in
Amerika 422.
Man stellt folgende Hauptsprachstämme auf:
13 der chinesisch-japanische,
2) der tatarische,
3) der uralischc,
4) der amerikanische,
5) der malayisch-australische,
6) der afrikanische,
7) der indisch-europäische.
Die Lebensart wird dem rohen Menschen ganz allein von der natür-
lichen Beschaffenheit des Bodens vorgeschrieben; der Kirgise muß Nomade
sein, der nordamerikanischc Wilde Jäger, der Grönländer Fischer;
Nahrungsmittel, Kleidung. Wohnung und Beschäftigung sind ihnen von
der Natur angewiesen. Der gebildete Mensch kann bis zu einem hohen
Grade die Natur besiegen. Jagd und Fischfang ist das Geschäft
des rohesten Wilden; der rohe Naturmensch ist der Sklave der
heimathlichen Natur, verharrt in geistiger Rohheit, entwickelt jedoch alle
seine körperlichen Fähigkeiten zum höchsten Grade. Er ist Vielster des
Bogens und Pfeils, des Wurfspießes und der Schleuder.
Die nomadische Lebensweise (das Hirtenleben) ist auf den
friedlichen Verkehr des Menschen mit gezähmten Thieren, aus die Eristenz
und Erhaltung der Hausthiere gegründet. Auch er ist an die Natur
gekettet, denn er ist gezwungen, die Heerden von einem Weideplätze zum
andern zu führen. Aber sein beweglicher Besitz sichert ihm ein unbedräng-
teres Dasein, erlaubt ihm friedliche Berührungen mit den Nachbarn und
gewährt ihm die ersten Anfänge eines geordneten gesellschaftlichen Zu-